Angst – Wovor wir uns gerade fürchten

Angst ist Österreichs ständiger Begleiter. Als Grundangst dürfen wir jene dumpfe Bedrohung ausmachen, bei einer Fußball-Weltmeisterschaft die Qualifikation zu versemmeln, beim Wettbewerb der besten Rasentänzer ausgeschlossen zu sein. Dieser oft von der Wirklichkeit eingeholten Angst folgt jene, von Unbekannten aus dem Osten überrannt zu werden. Detektive des Unterbewusstseins sehen hier Echos auf historische Erfahrungen. Mit nomadischen Ponyreiterhorden, Attila, dem Gastarbeiterfürsten und allerlei raffinierten Steppenvökern mit Migrationsbedürfnis. Der Westen Österreichs hält konsequenterweise auch die Wiener mit Urlaubsgeld für eine Bedrohung aus dem Osten.

Wovor fürchten wir uns noch? Der Himmel kann uns nicht auf den Kopf fallen, wir sind schließlich keine Gallier. Wohl aber fürchten wir den Kometen, außer zu Weihnachten, denn da bringt er das Christkind, Segen und Geschenke.

Grundsätzlich bedroht uns alles, was diffus und ungeklärt ist. Im Shutdownmodus fürchten wir, dass uns das Klopapier ausgeht, die Chips, oder die Batterien für die Fernbedienung. Hotelkönige und Liftkaiser fürchten das Ausbleiben der Deutschen, nicht weil sie die Gäste aus dem Norden so lieben, sondern wegen der Ebbe in der Kassa, die ihr Fernbleiben erzeugt. Corona, die alltagsbestimmende Aersosolpassagierin wird nur von Experten gefürchtet, deren Zahl ist österreichweit überschaubar.

Wann kommt das Ende der Angst?
Nie. Wir sind die Angst gewöhnt.
Ohne Angst keine Streif.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 21. November 2020.

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