Amerika ist ganz nah. Zwischen dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten und dem der möglichen Begrenztheiten liegt nur ein (großer) Teich. Die US of A (©Sacha Baron-Cohen) sind mit dem Flieger schneller erreichbar, als manche Orte in Österreich mit dem Postautobus. Unsere sozialen Kontakte haben wir längst an die amerikanischen Kommunikations-Bergwerke Facebook, Twitter und WhatsApp ausgelagert, den Güterbedarf stillen wir im Fernkaufhaus Amazon.
Wir schauen uns müde an amerikanischen Mittelstandsserien, und auch stylemäßig (früher hieß das noch: modisch) sind wir längst durchamerikanisiert. Stichwort: Jogginghose. Amerikanisches gilt auch für die Industrialisierung des Vergnügungsunwesens. Ischgl und Disneyland sind Schwesternorte im Geiste. Auch genealogisch sind wir Äpfel vom selben Birnbaum. Die Burgenländer haben halb Chicago besiedelt und jeder zweite Hollywood-Star hat altösterreichische Wurzeln. Sogar dann, wenn wir die Eiche aus der Steiermark vom Gesamtergebnis abziehen.
Die Vereinigten Staaten haben uns nach Jahren der faschistischen Verirrung und Zerstörung Kultur und Demokratie gebracht. Es darf also nicht wundern, wenn wir mitfiebern, sobald die Amerikaner ihren Bürgermeister wählen.
Nur in einem sind wir den Amerikanern technisch voraus. Wir können Präsidentenwahlen um Klassen besser in die Länge ziehen. Für verfassungsgerichtliche Anfechtungen, Wahlwiederholungen und Wahlwiederholungsverschiebungen haben wir Erfahrung und Talent. Da können unsere Cousins und Cousinen drüben noch was lernen. Von Schmutzkübeleien sowieso.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 14. November 2020.