Am 18. Mai 1852 erschien in Ney York City in kleiner Auflage ein etwa hundertseitiger Text eines deutschen Autors. Die Schrift war die erste Publikation der Reihe „Die Revolution. Eine Zeitschrift in zwanglosen Heften“. Sie trug den ebenso unamerikanischen wie undeutschen Titel “Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte“. Darin greift der Autor einen geschichtsphilosophischen Gedanken seines Landsmannes, des Philosophen Georg F.W. Hegel über die Staatsumwälzung auf. Hegel hatte zur Idee der erfolgreichen Revolution sinngemäß gemeint, diese werde im Dafürhalten der Menschen erst dann angenommen werde, wenn sie sich wiederhole. So sei Napoleon zweimal gefangen worden, und zweimal hätten die Franzosen die Bourbonen vertrieben. Erst durch die Wiederholung, so Hegels Conclusio, werde das, was anfangs nur als zufällig und möglich erschiene, zu einem Wirklichen und Bestätigten.
Der Autor des zwanglosen Heftes, der deutsche Philosoph, Ökonom und Gesellschaftstheoretiker Karl Marx, bringt den Hegelschen Gedanken in dem bekannten Zitat auf den Punkt: Weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen ereignen sich zweimal. Das eine Mal als große Tragödie, das andere Mal als lumpige Farce.
Diese Feststellung hat in den frühen Oktobertagen des Jahres 2020 jede Gültigkeit verloren. Mit der Corona-Erkrankung des amtierenden Präsidenten der Vereinigten Staaten und den makaberen Auswirkungen dieses Ereignisses darf gelten:
Weltgeschichtlichen Tatsachen und Personen ereignen sich als große Tragödie und als lumpige Farce.
Gleichzeitig.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17. Oktober 2020.