Der österreichische Wetterbericht

Wir haben dazugelernt. Wir wissen mittlerweile alles. Wir wissen um die Gefährlichkeit der Erderwärmung. Wir wissen über die Folgen der ungebremsten Erderwärmung. Wir wissen, dass das auch die Zuständigen wissen. Die Zuständigen wissen aber noch nicht, ob wir alles über die Erderwärmung wissen. Zumindest lässt vieles im Verhalten der Zuständigen darauf schließen. Solange aber nicht alle Zuständigen wissen, ob schon alle von uns alles über den Klimawandel wissen, wird nicht viel weitergehen im ungebremsten Erderwärmungsbusiness. Klimawandelleugner werden Chip-Hersteller, Reptiloide und Greta Thunberg als Fake-News-Produzenten und Panikverbreiter desavouieren. Gelegenheits-Experten mit Google-Doktorat oder You-Tube-Master werden weiter behaupten, es wäre immer schon heiß gewesen, man solle halt nicht so viel messen.

In diesem Dilemma hat es sich die Wetterberichterstattung gemütlich (manche sagen: ungemütlich) eingerichtet. Sie erinnert uns täglich an den Unterschied zwischen Klima und Wetter, Wetter und Wetterbericht, sowie Wetterbericht und Wetterberichterstattern. Die Moderatoren des Wetterberichts bürsten vage Prognosen zu mitreissenden Showplots und unscharfe Modellberechnungen zu spannenden Grafiken.

Wer sich ins Fernsehen begibt, kommt darin um, lautet eine alte chinesische Weisheit. Das wissen auch die Wetterberichterstatter. Sie rächen sich mit der Umsetzung der anderen chinesischen Weisheit, die da lautet: Der Wetterbericht ist der Wetterbericht, das Wetter ist das Wetter.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 5. September 2020.

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