Strache und die Surada

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 35/2020 am 26. August 2020.

Geehrte Comandantina Andrea,
angeregt durch Heinz-Christian Straches in der ZiB2 getätigte Wortneuschöpfung „Surada“ kam mir das eigentlich gemeinte, schöne und viel zu selten verwendete Wörtchen „Suada“ in den Sinn. Von da war es dann nur noch ein Schrittchen zum „sudern“, teils, weil es so ähnlich klingt, teils weil es trefflich beschreibt, was Strache da tat. Doch ganz abseits von den Suaden gescheiterter Politiker drängte sich mir die Frage auf: Kommt sudern von Suada?
Ergebenst
Oliver Herzig, Währing, per Email

Geehrter Herr Herzig,

Politiker stehen unter großem semantischem Stress. Selbst der Bildungsminister wurde Opfer einer ZiB2-Wortfindungsstörung, als er treuen Blicks vom „asymptotischen“ Verlauf mancher Covid-Infektionen sprach. Gemeint hatte der gelernte Professor für Angewandte Geographie, Raumforschung und Raumordnung wohl „asymptomatisch“. 

Ohne große Deutungskunst dürfen wir vermuten, dass Wien-Wahl-Kandidat Strache, gelernter Professor für Angewandtes Zackzack, Oligarchinnenforschung und Ibizaordnung, in der Begegnung mit ZiB2-Chefbefrager Armin Wolf nach der „Suada“ suchte. Diese bezeichnet den spöttischen Redeschwall, die wortreiche, meist polemische Rede. Das Wort wurde im 17. Jahrhundert von Gelehrten aus dem Lateinischen entlehnt und durch die Studentensprache verbreitet. In der römischen Antike war „Suāda“ der Name der Göttin der Überredung, abgeleitet vom Zeitwort „suādēre“, anraten, zureden, überreden. 

Straches Neologismus „Surāda“ wiederum klingt wie der Name des Wiener Charakter-Schauspielers Franz Suhrada, dem österreichischen Fernsehpublikum vor allem durch seine Rolle als Polizist Schreyvogel in der Fernsehserie „Kottan ermittelt“, sowie als Kellner der Glücksspiel-Serie „Cafe Lotto“ bekannt. Der Familienname Suhrada oder Souhrada kommt mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Tschechischen, wo die Silbe „such“ Trockenes bezeichnet und „rada“ den Ratschlag. 

Fehlt das wienerische Sudern. Es ist die bairisch-österreichische Verbalbildung zu Sud, und bezeichnet wörtlich das „leise wallende Sieden“, übertragen das ständige Jammern, Klagen, Verlangen und sich selbst Bemitleiden. Zusammengefasst: Das Strachen.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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