Irgendwann im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends etablierte sich in den Tanztempeln und Großraumdiscos Österreichs eine Szene zappeliger Blender, die einem unverwechselbaren Stylinghabitus huldigten. Zu ihren Erkennungszeichen gehörten Baseballkappen, seltsame Frisuren aus dem Vokuhila-Genre und eine einfache Sprache aus wiederkehrenden Formeln und Floskeln. Leitspruch dieser Leute war „Bam, Oida“, ihre Eigenbezeichnung „Krocha“ bezogen sie vom derben „Einekrochen“, dem Hineinkrachen in eine Tanzveranstaltung. Die Hautfarbe der nachtaktiven Sprücheklopfer war ein tiefes Orange.
Auch wenn der Heimatkontinent ein anderer ist und der Mann in einem Haushalt mit goldenen Löffeln aufwuchs – in Habitus und Stil, Sprachfähigkeit und politischem Bewusstsein ist Donald J. Trump ganz Krocha. Der clowneske Präsident liebt Fastfood, bezieht seine Bildung aus dem Fernsehapparat und kommuniziert mit manischer Besessenheit in den Schnellfeuerkanälen der Sozialen Medien. Sein legendärer Tweet „covfefe“ war ganz und gar Krocha-Lingo.
Als weißer Mann mit melaninarmer Haut ist ihm direkte Sonne ein Gräuel. Der Aufenthalt in Bunkern, die vitaminarme Kost und die genetische Disposition zollen Tribut. Trump ist blass wie ein Wattetupfer. Aufheiternde UV-Einheiten holt sich der Frisurfetischist im Solarium. Immer auf der Hut vor schädigenden Strahlen greift Krocha Don lieber zu Bräunungs-Cremen, Bronzier-Salben und Karotin-Sprays. Als permanenten Grabbing-Partner hat er sich eine slowenische Visagistin an die Seite geholt. Schon ihr Name bürgt für Hautfärbe-Artistik: Melania. Lieblingspigment: Orange.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 27. Juni 2020.
Sehr geehrte Frau Dusl,
ich möchte mich einfach nur bei Ihnen bedanken für Ihre samstäglichen Beiträge in den SN …… mindestens Highlight des Tages, wenn nicht der Woche !!!!!