Als gelernte Österreicher wundern wir uns regelmäßig über Vorgänge, von denen wir behaupten, sie wunderten uns nicht. Eines dieser Mirakel ist die Ermöglichung des Unmöglichen mithilfe der Bestechung. Wie das Wort schon andeutet, hat dieser Geheimvorgan seinen Ursprung im Ansetzen eines Messers, eines Dolchs und der damit verbundenen Drohung, bei Nichtdurchführung des Wunsches, auch verbindlich zuzustossen. Wir dürfen davon ausgehen, dass solche Bestechungsvorgänge immer an Unbewaffneten erfolgten (auch an geistig Unbewaffneten). Essentiell dabei: Die Ungleichheit der Beteiligten und das Geheime der Bestechungskommunikation.
Etwas später wurde der Ausdruck „Schmiergeld“ für die Korruptionszahlung modern, ursprünglich ein Zusatzbetrag, den verzögerungsmüde Reisende dem Fuhrdienstler zusteckten, um das Schmieren der Kutschenachsen zu finanzieren. Nach erfolgter Lubrikation kam der Zahler schneller ans Ziel.
Beim Blick auf das Transportgewerbe wollen zwei andere Berufsbilder nicht übersehen werden, die mit Schmiere bezeichnet werden: Das schlechte, talentfreie, aber stets übertriebene Schauspielen, und das Wachestehen bei verbrecherischer Tätigkeit.
In diesem Dreieck, das zwischen Ermöglichungszuwendung, Öffentlichkeitsarbeit und Verbrechenswacht aufgespannt ist, bewegt sich ein wachsender Sektor staatlicher und kommunaler Beschaffungslogistik. Hie der unwillige Transfer-Experte, da der schlechte Textaufsager, dort das verbrechensnahe Aufsichtsorgan. Sie heißen heute nur anders. Berater, Lobbyist, Projektbeauftragter.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 29. Februar 2020.
Sehr geehrte Frau Dusl,
Da fehlt doch noch was: die Zunft der „Seher“
untergruppiert in
die, die hinsehen, aber trotzdem nichts, null, nix, nada, sowas von niente sehen, also die Schauer …
jene, die zwar voll dabei sind, aber wegsehen, damit allfällig später notwendige Verteidigungslinien nicht leichtfertig zusammenbrechen
und last but not least jene, die voll durchblicken, also durchsehen; vornehmlich durch Suppen, die zwar die Konsistenz von angerührtem Beton haben, aber gerne als „zu dünn“ beschieden werden.
freundliche Grüße aus Salzburg