Winter also. Selbst wenn es sonst keine Hinweise darauf gäbe: Eine Institution sorgt wiederkehrend für kalendarische Gewissheit: Die Alpinsportberichterstattung. Selbst in den aperen Gegenden des Landes hört und sieht man ihr Dauerfeuer. Sie berichtet vom Wunder Schifahren. Die Fernsehschirme des Landes strahlen das Pistenglück aus, es handelt von Helden und ihrem Fallen, von Hundertstelsekunden und eingefädelten Torstangen, vom Siegen und vom Verlieren, und von den semantischen Fähigkeiten der Schneesportaristokratie: Sportler, Trainer, Kommentatoren.
Jenseits aller Fragen an Körper und Material gibt es eine Konstante: Winters wird die Nation von Imperator Augustus Schröcksnadel regiert. Skiverbands-Mogul Schröcksnadel ist der Winterkönig, der Schnee ein Hund und die Piste ein Luder. Aber die Mannschaft hält zusammen. Auch wenn die Mannschaft aus Damen besteht. Die Mannschaft hält zusammen, auch wenn jeder für sich fährt und niemand für alle. Früher brachen die Knochen, erklären die Experten, heute nicht mehr, denn alle haben baumdicke Schenkel. Das einzige, so erklären sie weiter, was man nicht auf Hochleistung trainieren könne, seien die Bänder. Es risse also, was nicht mehr brechen könne. Von dieser Auschließlichkeit können die weniger gut trainierten, die Nachahmer aus der Urlauberliga und aus den Hüttengauditeams nur träumen. Ihre Knochen brechen so gerne wie früher. Hals- und Beinbruch sagte man früher und das war mehr als ein Abwehrzauber. Insgesamt darf aber gesagt werden: Wenn Österreich wedelt, dann stürzt es ins Glück.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 1. Februar 2020.