Man wird sehen, sagen die einen, man sieht schon jetzt, antworten die anderen. Aber was sieht man schon jetzt? Oder genauer: Was gibt es zu sehen? Zufriedene Gesichter bei der türkisen Großsekte, das Beste aus beiden Welten sei ins Programm geschrieben worden (was bedeutet: das Türkiseste aus beiden Welten).
Wir hatten nur vierzehn Prozent, sagen die Sprecher der grünen Welt, sie seien nicht mit allem zufrieden. Dazu machen auch sie zufriedene Gesichter. Nicht mit allem zufrieden zu sein, aber zufrieden auszusehen, sei genetisch gut, gewissenhaft gerecht, insgesamt daher: grundgütig grün. Das sei mehr als die Summe seiner Teile, nämlich Diskurs, Dialektik, Debatte, Demokratie. Und Demokratie hieße: Zufrieden zu sein mit dem Kompromiss. Nicht mit dessen Desavouierung. Nicht mit der Zeigefingerei, der Augenverschließerei, der Rückwärtsblickerei.
Türkis ist merklich stumm, wenn diese Weisheiten sprudeln, und diese Lautlosigkeit hat das altschwarze Parteidiktum „Hände falten, Goschen halten“ längst hinter sich gelassen, es öffnet sich dem frischtürkisen Schweigen der Genießer. Die Einzelfaller werden uns nicht mehr belästigen, sagen die türkisen Blicke, auch die Dreibierbesteller nicht und nicht die Liederbuchbesitzer.
Die Grünen, wir kennen sie aus der Provinz, sind gutmütig wie Klee und streichelweich wie Selbstgestricktes. Sie verkehren am Attersee und am Bödele, da kennen wir uns aus. Und sollte jemand von ihnen aus der Rolle fallen, braucht es nur den stummen Blick auf Klingelbeutel und Weihrauchfass. Im Moralfall sprechen Grüne katholisch.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 11. Jänner 2020.