„Was machen denn die vielen Leut da?“, fragte der konsternierte Mann in der Hofburg seinen Berater. „Revolution, Majestät.“ „Ja, dürfens denn des?“ – der Fragende war nun gänzlich verwirrt.
Bei Vorgängen von tiefgreifender Österreichischkeit kann immer ein Habsburger zitiert werden, in diesem Fall Kaiser Ferdinand I., der Gütige, besser bekannt als „Gütinand der Fertige“.
Nach landläufigem Verständnis der Wörtlichkeit gilt als Revolution die rasche und nachhaltige Umkehrung der Verhältnisse. Gilt das auch für die jüngsten Entwicklungen auf dem Sektor Regierung? Ja und nein beziehungsweise ja aber und nein doch nicht. Revolutionär ist das Zusammengehen von Konservativen und Umweltbewegten nicht einmal für österreichische Verhältnisse. Dem Diktum des Volksparteiphilosophen Gust Wöginger folgend entstehen Grüne ja durch Fortzug schwarzer Landkinder in die Großstadt. Demnach wäre Werner Kogler der verlorene Sohn, der seine Füße wieder unter den elterlichen (volksparteilichen) Tisch stellte.
Aus sozialdemokratischer Perspektive sieht die Sache anders aus: Entfremdete Linke begehen kollektiven Klassenverrat, nach Sezession von der roten Mutter durch Liason mit bürgerlich-bäuerlichen Schnöseln aus der Immobilienbesitzerbranche.
Die Grünen selbst sehen es pragmatisch. Eben noch ausserparlamentarische Opposition, verarmt, gespalten und ausgelacht, gelingt ihnen der Sprung in Ämter, Würden und Möglichkeiten. In der politischen Geschichte der Republik darf ein neues Kapitel geschrieben werden. Es bleibt offen, ob es von schriller Kürze und balearischem Ende sein wird, wie das Kapitelchen davor. Schon Abweichendes wäre revolutionär.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 4. Jänner 2020.