Das Gold der Skythen. Das Gold der Pharaonen. Das Gold der Inka. Gold und Staunen sind Geschwister. Wer das Gold hat, hat das Glück. Die russischen Oligarchen lassen sich die Badezimmer-Armaturen daraus fertigen, die Kloschüsseln der Penthouse-Toiletten und die Untersetzer für ihre Red-Bull-Dosen. Tycho de Brahe trug die Nase aus Gold und das Rumpelstilzchen wusste Gold aus Stroh zu spinnen. Ansonsten war Gold das Metall der Könige, reserviert für Kronen und Doublonen. Dagobert Duck, Disneys Archetypus des durchgeknallten Superreichen, badete täglich in Gold, gefahrloser übrigens als König Midas, dem alles, was er berührte, zu Gold wurde. Da auch Speis und Trank darunter fielen, drohten Hungertod und Verdursten.
Das Gold der Österreicher und deren Fähigkeiten zur Golderzeugung ist von geringerer Weltgeltung. Der olympische Goldmedaillenregen tröpfelt nur schwach, gekröntes Haupt hat die Republik keines mehr, einzig die Saliera hat globale Prominenz erfahren, wenn auch nur durch ihr lumpiges Verschwinden.
Dabei ist Österreich voller Gold. Es liegt in den Tresoren der Privatbanken, wird in Schatzkammern und Sakristeien verwahrt und lange Zeit galt der Golddukaten mit dem Caesarenhaupt Kaiser Franz Josephs als einzige mündelsichere Wertanlage. Auf der Suche nach einem republikanischen Äquivalent wurde Österreich rechtzeitig zum Fall des Eisernen Vorhangs bei des Landes Gold-Orchester fündig. Eine Unze pures Münzgold trägt seither den Namen Philharmoniker. Die Freiheitlichen legten ihre Notgroschen dennoch in Goldbarren an. Ihr Fort Knox lag bis vor kurzem noch in einer Osttiroler Frühstückspension.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 30. November 2019.