Große Aufregung um den Buschkawü

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 42/2019 zum 16. Oktober 2019.

Liebe Frau Andrea, Allwissende,
ich tätat mich in den Dreck schmeißen, tätatst Du mir sagen, woher das Wort “Buschkawü” herkommt. Bussl,
Dein Robert Palfrader, per SMS, Akku fast leer.

Lieber, Robert, das machma. Wo hast Du das Wort her?

Der Thomas Maurer hat’s gerade in der Rabenhof-Garderobe verwendet und ich hab’s das letzte mal vor 30 Jahren von meinem Papa gehört.

Lieber Robert,
ich bitte von selbstbeschädigenden Devotionshandlungen abzusehen, notabene wir den Altwiener Ausdruck hier und heute hinreichend erklären können. Das gesuchte Wort klingt sehr ähnlich wie die Buschka oder Puschka (von tschechisch puška), der scherzhafte Terminus für das Gewehr, die Feuerwaffe, die lautmalerisch sehr ähnlich lautende Puffn. Auch das schon selten gewordene Buschkawéttl darf hier erwähnt werden, das Bouquet oder Blumensträußchen, eine sprachliche Melange des französischen bouquet mit dem hiesigen Buschn.

Der Buschkawü (Betonung auf dem finalen „ü“) liegt genau dazwischen, er bezeichnet den Wirbel, das Durcheinander, den Grawäu (Krawall). Er dürfte anfangs Baschkwü gelautet haben, denn er ist eine sprachliche Entstellung des italienischen Pasquill (von italienisch „kleiner Pasquino“) und bezeichnet die Schmähschrift, die öffentliche Beleidigung.

Der Ausdruck soll sich von einem römischen Schneider des 16. Jahrhunderts namens Pasquino herleiten. Dieser pflegte an eine derangierte antiken Statue in seiner Nachbarschaft scharfe satirische und schmähende Epigramme anzuheften, was ihm bald Dichter, Studenten und Professoren nachtaten. Die Spottverse des dichtenden Nähers Pasquino wurden Pasquinata oder Pasquill genannt. Auf die Texte an Pasquinos Statue (ein Torso, der Menelaos mit der Leiche des Patroklos darstellt) antworteten „Postings“, die an einer anderen „sprechenden Statue“, dem Marforio angebracht wurden. Beide Statuen führten zweitweise regelrechte Dialoge über die an ihnen angegefteten Zettel miteinander.

Wollte man den Begriff Buschkawü wiederbeleben, bezeichnete man so den Tweet aus anonymer Tastatur, das Hassposting und den bösen Druko (Darunter-Kommentar)!11111!1

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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