Die Sozialdemokratie muss sich auch vom Fetisch Kreisky befreien. Bei allen großen Errungenschaften dieses Mannes und dieser Zeit wird vergessen, dass sich damals im großen Schatten des Sonnenkönigs eine korrupte Bonzokratie installierte, der Moral so fremd war, wie die Ziele der Bewegung. Diese Leute hatten 120 Anzüge im Schrank und beheizte Villenzufahrten. Und da spreche ich noch nicht einmal von der Toscana-Fraktion oder den Porsche-Fahrern.
Kreisky zahlte einen hohen Preis für die Absolute. Er packte die FPÖ in Appeasement-Watte.
Dass er um sich Zwiebelschalen von wirklichen Experten scharte und Kunstschaffende und Denker befragte, so oft er konnte und öfter noch, hat indes keiner seiner NachfolgerInnen ins eigene sozialdemokratische Tun mitgenommen. Im Gegenteil.
Die bösartigsten FPÖ-Clowns wurden in der Hoffnung hofiert, ihre enttäuschte Klientel, den „Arbeiter“ zurückzubringen. Der aber hustet der SPÖ was, während hunderttausende viel härter Arbeitende und schlechter Gestellte ignoriert und bagatellisiert werden, weil sie mangels Staatsbürgerschaft gar nicht wahlberechtigt sind.
Weitere hunderttausende Prekäre und EPUs, ausgebeutet und sozial bedroht, werden als Bobos diffamiert, und den NEOS und der Kurzbande zugeschoben. Weil sie keine AK-Beiträge zahlen und gewerkschaftlich unbetreut sind, interessiert sich niemand für sie. Weil sie nicht dem klassischen Fetischbild des proletarischen Hacklers entsprechen.
Alleine mit diesen beiden Gruppen, den nichtwahlberechtigten Arbeitenden und den Einpersonenfabriken hätte die SPÖ eine satte Mehrheit.
All das habe ich hohen Entscheidungsträgern in der SPÖ schon nahegebracht. Ohne irgendeinen Erfolg.
Ich mache weiter.