Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 31/2019 zum 31. Juli 2019.
Liebe Frau Andrea,
immer wenn ich an einer Supermarktkasse stehe, frage ich die Kassiererin, wie denn dieses Ding heißt, das auf dem Fließband das Ende meines Warenhaufens bzw. den Beginn der Waren des nächsten Kunden anzeigt. Warenteiler, Abstandsstab, Kundentrenner? Bisher bekam ich keine befriedigende Antwort, meistens ernte ich nur Schulterzucken des Personals. Wie ist es möglich, dass ein so gebräuchlicher Gegenstand des Alltags keinen Namen hat?
Liebe Grüße,
Josef Dollinger, Wien 7 Boboville, per Email
Lieber Josef,
diese Kolumne steht im langjährigen Dienst, die Frage nach dem Ding an der Kassa zu klären, scheitert dabei aber mit eleganter Regelmäßigkeit. Was ist bisher bekannt? Der deutsche Sprachkünstler und Alltagsrezensent Max Goldt nennt den inkriminierten Separator Warenabtrennhölzchen. In Deutschland, wo sich eine Empfehlung der Süddeutschen Zeitung, das Ding Warenstopper zu nennen, nicht durchsetzen konnte, sind mittlerweile trockene Begriffe wie Kassenbandriegel, Kassentrenner, Trennbalken, Trennholz, Trenni, Trennstab, Warenbegrenzungsteil, Warenstaffelstab und Warenteiler in Gebrauch. Etwas aus der Reihe fallen Kutreba (Kundentrennbalken) und Näkubi (Nächster Kunde bitte).
Das “Handbuch für Deutschland”, herausgegeben von der Beauftragten der Deutschen Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration versuchte den Separator 2005, als sich diese Kolumne erstmals dem Thema widmete, als “Warentrenner” zu etablieren. Dieser Empfehlung hat sich immerhin Wikipedia angeschlossen. Im süddeutschen Sprachraum soll die Bezeichnung Plönkl zirkulieren, in österreichischen Supermärkten unbestätigterweise Dreidel, bestätigterweise Kassastaberl. Im Norddeutschen versucht sich Miendientje (Meindeinchen) zu etablieren. Auch die anderen nordeuropäischen Sprachräume sind Bezeichnungskreativ. Die Anglosachsen nennen das Ding checkout divider, die Holländer Beurtbalkje, die Dänen Skillert. Schweden und Norweger sagen Kundpinne und Skillepinne zum Kassatrennstab. Größtes Lob muss den Schweizern gezollt werden, die den Trennriegel Kassentoblerone nennen.
comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina
Beim Lesen fiel mir folgendes, schon ewig bestehendes Problem ein, für die es aus meiner Sicht keine klare Verantwortung gibt. So viele Verhaltensweisen sind in der Öffentlichkeit geregelt: rechts stehen/links gehen, zuerst aussteigen lassen, der letzte macht das Licht aus, Zigaretten in den Aschenbecher am Mistkübel (wie heißen die eigentlich richtig?), Fußgänger am Gehweg und Fahrradfahrer am Radweg,.. aber nicht: Wer ist zuständig für das Auflegen des Warentrenners? Derjenige vor mir, nachdem er alle Waren aufs Band gelegt hat oder ich, bevor ich meine hintendran lege? Ich verfolge bislang erstere Variante, welche anders ausgedrückt heißt: Erst die Waren, dann der Trenner. Hat der Vorige diese Regel nicht eingehalten, wird er mit entsprechendem Blick auf einen Regelverstoß hingewiesen.