Was die Briten wirklich woll(t)en

„I hob zwoar ka Ohnung wo i hinfoahr“, sang einst der Wilde auf seiner Maschin, „aber dafür bin i gschwinder duat“. Bronner und Qualtinger besangen in ihrem legendären Lied den orientierungslosen Halbstarken. Orientierungslos? Halbstark? Kommt uns das bekannt vor? Das Vereinigte Königreich, jüngster Anwärter auf Spottgesänge, ist nur mehr bescheiden maschiniert, dafür aber wild. Und zwar unentschlossen. Das Inselreich jenseits des Ärmelkanals hat zwar keine Ahnung wo es hinfährt, aber dafür ist es langsamer dort.

Scheidungen sind im Gegensatz zu Hochzeiten meist traurige Angelegenenheiten, begleitet von Vorwürfen und Scham, trügerisch in ihren Aussichten und meist angezettelt von nahestehenden Bösen. All dies trifft auf Britannia und ihren Exit zu. Ganz so, als wäre das Land kein Verein inselbritischer Nationen und Königreiche, sondern ein fluchtsüchtig und ehemüde, blind entschlossen, das Glück alleine zu versuchen, oder neues Pech zu zweit.

Was wollt ihr, Briten, Königreichsverein, holde Insulaner jenseits des Kanals? Wir wissen es nicht, antworten die Briten. Aber dass wir es nicht wissen, wissen wir inzwischen!

Eine gute Freundin würde jetzt sagen: Beruhige dich, Englandlein, du bist die Beste, alle lieben dich. Was auch immer passiert ist, welches Porzellan auch zu Boden ging – alles wird wieder gut. Man hat dir Fish und Chips verprochen und Vinegar für alle! Hau dich aufs Sofa und lege die Beine hoch, Britannia. Europa liebt dich. Ich stell schon mal den Tee auf.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 6.4.2019.

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