Eintauchen ins Antauchen

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 13/2019 zum 27.3.2019.

Liebe Frau Andrea,
nach einem Spitalsaufenthalt meiner Mutter sendete mir mein Vater, wie zum Beweis ihrer Genesung, ein Video, in dem meine Mutter bei einem Kinderspielplatz eine Schaukel benutzte. Da das Schaukelintervall relativ niedrig war, riet ich ihm, er solle sie doch ein bisschen „antauchen“, um den Spaßfaktor beim Schaukeln zu maximieren. Erst danach frug ich mich, woher wohl der Ausdruck „antauchen“ kommt, da dieser wohl nichts mit dem Tauchen unter Wasser zu tun hat. Jegliche Recherchen im Netz blieben ergebnislos. Haben Sie eine Ahnung, warum man ein aquabasiertes Wort verwendet, um doch den Schwung in luftige Höhe auszudrücken?
Liebe Grüße,
Sebastian Spanner, per Email

Lieber Sebastian,
wir werden versuchen, Erkenntnis in vorliegender Sache zu produzieren. Sortieren wir erstmal die Bedeutungen. Das Tauchen kennen wir als relativ junge Wassersportart von Menschen mit Geld und Flossen, in der Fauna als die Immersion von aquatisch talentiertem Getier, und im bayerisch-österreichischem Sprachraum als das Anschieben von Fahrbarem und sonstwie in Bewegung zu Bringendes. Hie haben wir das Untertauchem, das Eintauchen, dort das Antauchen. Damit enden schon die Ähnlichkeiten. Kommt doch das dabei verwendete Verb tauchen aus aus jeweils anderer sprachlicher Richtung. Jenes ‚tauchen‘, das unter die Wasseroberfläche geht, kommt vom althochdeutschen ‚tūhhan‘ und ist sehr wahrscheinlich mit dem Ducken verwandt, was sich im Englischen sedimentiert, wo die Ente, ein exzellenter Taucher, als „duck“ bekannt ist.

Woher aber kommt das Antauchen? Die Etymologen melden eine Herkunft aus dem althochdeutschen ‚dûhan‘, ‚dûhen‘, mittelhochdeutsch ‚douhen‘, bairisch ‚dauhen‘. Es bezeichnetet das Drücken, Drängen, Pressen und Schieben. Ein entfernter Verwandter dieses Tauchens ist das Tau, an dem man zwar zieht, aber dennoch Bewegung in Mobiles bringt.

Das Österreichische, immer bemüht um Vertiefung der Verhältnisse, verwendet das Zeitwort ‚antauchen‘ auch, um damit die Schiebende Bewegung des Mannes beim Coitus germanicus simplex zu bezeichnen. Tauet Himmel den Geduckten!

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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