Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 12/2019 zum 20.3.2019.
Liebe Frau Andrea,
ich möchte Sie mit einem Benimm-Problem befassen. Wie stelle ich mich (in Wien) richtig an? Beziehungsweise: Wie gehe ich mit Leuten um, die sich nicht richtig anstellen?
Liebe Grüße,
Paolina Condulmer, Landstraße, per Email
Liebe Paola,
in Wien durchmischen sich Klassen, Ethnien und Herkünfte. Trotzdem werden wir die Eintrittstraube am Roten Teppich des Opernballs nicht gut mit der Warteschlange am Telekabel-Beschwerde-Schalter in Favoriten vergleichen können. Den Stau an der Meinl-am-Graben-Prosciutto-Theke nicht mit der Flamutschi-Kolonne beim McDonalds im Rivergate am Handelskai. Mit dem Brexit rücken britische Sitten im Genre des Wartens in weite Ferne. Das Recht des Stärkeren (Lauteren, Skrupelferneren) gewinnt an Präsenz. Diese Kolumne kann keine Handreichungen auf dem Felde der Physis geben, dafür sind jene zuständig, die sich auf Schiliften, in Bierzelten und auf Prosecco-Empfängen auskennen.
Rat gibt es dennoch, erprobterweise auf regionalsprachlichem Parkett. Das Wienerische stellt für Dialoge in Schlangen aller Art Einiges an Brauchbarem bereit. Wollte man Zeitverlust beklagen und Zügigkeit einmahnen, gebe man Richtung Schlangenanfang von sich: „Ned hudln do vuan, am End hauds no wen auf bein auzahn!“ (Nicht beeilen da vorne, am Ende verstolpert sich noch jemand beim Schnellermachen!) Generellen Unmut bekenne man mit: „Geh schleichds eich, Tachiniara-Blodarn mit dera unedichn Laamsiadarei!“ (Verzieht euch doch, Untätigen-Blase mit dieser unnötigen Leimsiederei!).
Vordrängelnden rufe man tadelnd nach: „Oida! Glaubsd, I steh schmähweis doda?“ (Alter, glaubst du, ich steh zum Spaß hier?). Zwischengerufes „Hallo, Hallo!“ hilft nicht wirklich gegen Überholende, kanalsiert aber wartemechanischen Unmut. Mehr Insultkultur beweist „Dastess di, zeidnodicha Falott!“ (Stolpere zu Tode, zeitgeiziger Halunke).
Wolle man selbst den Drängler machen, eigne sich gut: „Loss mi duach, Hinicha, i steh in dsweita Schbua!“ (Lass mich durch, Kaputter, mein Auto hält in zweiter Spur!) oder „Moch an Schuach, Gscheada, i bin bschdööd!“ (Mach einen Schuh, Landei, ich habe einen Termin!)
comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina
Liebe Frau Dusl, sg. Comandantina, ich kann nur sagen ICH LIEBE SIE!!! Diese göttlich witzige Kolumne wird ab jetzt ausgeschnitten vom Print Falter in meiner Handtasche mltgeführt, wie seit längerem Ihre grenzgeniale Kolumne zum Verhalten in Wiener Öffis… Dass ich auf meine alten Tage noch mal tagelang imner wieder bis zum Bauchmuskelkater soo lachen kann .. das ist grossartig, hat ausser Ihnen noch nie jemand geschafft…
.. danke dafür .. und bitte noch viiiel mehr davon … Sie !!! sollten im Freizeit Kurier schreiben! Da würde sich das Abo wenigstens lohnen. Statt der faden Bobo Vea Kaiser die sich nimmer einkriegt, weils endlich einen Doktor zum Mann hat. .. wie in den dunkelsten 50er Jahren, jössaas soo peinlich….
Ihre treue begeisterte Leserin Liese
Liebe Frau Liese,
Ihre Wertschätzung meiner Arbeit freut mich sehr! Vielen herzlichen Dank dafür!
Liebe Grüße,
Andrea Maria Dusl
Liebe Frau Dusl,
ich liebe Ihre Kolumne(n), frag mich aber noch immer – was bitte ist ein Flamutschi bzw. eine Flamutschi-Kolonne?