Der ideale Bürgermeister

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 9.3.2019.

Unser Bild vom kommunalen Vorsitz ist getrübt durch die Erfahrung von Jahrhunderten. Ist doch der Bürgermeister meist ein Bürger. Selten eine Bürgerin. Das ist einerseits beklagenswert, andererseits historisch gewachsen, insgesamt also sehr österreichisch. In der Frage, ob weibliche Bürgermeister Bürgermeisterinnen sind und (weitergedacht) männliche wie weibliche Gemeindechefs auch implizit Bürgerinnenmeisterinnen, sind noch wenig passenden Antworten erfolgt. Die Titel Kommunalpräsidialperson, Gemeindevorsitzorgan oder Siedlungsoberhaupt sind so monströs wie unbekannt. Zudem gibt es keinerlei Phantasien zu ihrer Einführung, selbst der Feminismus arbeitet noch an dringenderen Problemen.

In der Sache selbst, also in allen Aspekten der Amtsführung, gibt es mehr Klarheit. Der Bürgermeister soll für alle da sein. Tag und Nacht. Aber nicht zu sehr. Patziges Gschaftlhubertum ist nicht erwünscht. Für Heldentaten ist die Freiwillige Feuerwehr zuständig, für künstlerischen Vortrag Poeten und Musikanten. Der Bürgermeister soll jedoch ab und an Proben seines Dilettantentums abgeben. Das Wahlvolk wird in ihm Seinesgleichen erkennen und Nähe spüren.

Allgegenwart ist willkommen, aber nicht wörtlich zu nehmen. Am besten kommen jene Gemeinderegenten an, die aus dem Nichts erscheinen, kurz Gutes, im bestenfall Launiges von sich geben und sodann wieder ins Nichts entschwinden. Entscheidungen sollen klug sein, schnell fallen, aber mühelos erscheinen. Falls mal was schiefgeht, soll der Bürgermeister niemals schuld sein.

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