Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 26.1.2019.
Der Vorgänger hatte den Job geschmissen, weil er nicht willens (nach anderer Lesart: nicht fähig) war, mit dem Bihänder auf Leute einzudreschen. Christian Kern reiste lieber mit Krönchen, Szepter und Slimfit-Hermelin durch die Stadt, und hin und wieder aufs Land. Trotz Simmeringer Herkunft war ihm die Brutalität Kapfenbergs fremd, die von Knittelfeld sowieso. Der Kurzzeitkanzler verstand sich als Sir, nicht als Henker. Die Schlachten hinter den SPÖ-Polstertüren und draußen am Boulevard waren sein Ding nicht, dazu hatte er seinen Shakespeare zu gut gelesen: „Am Schluss sind meistens alle tot sind und einer weint.“
Auch Pamela Rendi-Wagner ist das Derbe fremd (sie ist ja Wissenschaftlerin), das Üble aber gut bekannt (sie ist ja Ärztin). Etliche billige Witzchen wurden über Ihre Expertise in Seuchenheilkunst und Epidemienprävention gemacht. Auch die Präzision chirugischer Schnitte und die Kunst der Differentialdiagnose blieb unterschätzt. Das wundert nicht, sind doch die Maßstäbe für politische Befähigung vor kurzem neu geeicht worden. Ausbildung und Berufserfahrung zählen nicht mehr zu den Mitbringseln für höchste Ämter. Im Gegenteil. Können bremst, Wissen belastet.
Die Politik ist kein Ponyhof, heißt es dann, und das Parlament kein Kindergeburtstag. Das sagen die, die noch nie den Mist hinter kleinen Pferden aufgeräumt, und noch nie Anniversarien für den Nachwuchs ausgerichtet haben.
Pest und Cholera wurden übrigens, hier scheint wieder Licht auf die Arbeiterführerin mit dem Äskulapstab, von Ärzten geheilt und nicht von Message-Kontrolleuren.