„Man bringe mir den Spritzwein“ war der Satz des Jahrzehnts, ausgesprochen vom geschiedenen Wiener Bürgermeister Michael Häupl. Trotz hedonistischer Begabung und populistischem Talent hat sich der Stadtregent nie in die Niederungen der Oktoberfestwalze begeben, jedenfalls nicht mit dem Satz „man bringe mir die Maß Bier“. Auch den Glühwein, den österreichischen Vergessenstrunk, wollte er nie gebracht haben.
Der andere geschiedene Sozialdemokrat, Christian Kern, stolperte erst über Silberstein und dann über die Simmeringer Forderung „Hol dir, was dir zusteht“. Der Satz brachte es nicht. Weder für die Angesprochenen noch für den Aussprecher.
Dies führte zu mehrfacher Erkenntnis im anderem Lager. Zwar „wundern wir uns, was alles geht“, aber auch, was alles nicht geht. Rauchen geht, Nichtrauchen geht weniger gut, was aber bestens geht ist Kontrolle. Kontrolle über Messages. Message Control. „Lassen sie mich den einen Satz sagen“, sagte der Bald-Kanzler, sooft man ihn nach den Bringschulden in seinem Zukunftsprogramm fragte. Und man ahnte, welchen Satz er dringend sagen wollte, Zukunft hin, Programm her: Den Satz mit der Route. Eventuell den Satz mit der Zusammenlegung. Und dann vielleicht auch noch den Satz mit der Einsparung im Milliardenbereich. Sätze aus Gold, wie sich zeigen sollte, dicke Bringer, wie die Politikberater feststellten.
Die Routen sind längst verwaist, die Zusammenlegungen zusammengelegt und die Einsparungen eingespart. Der Rest ist Schweigen. Man bringe den Glühwein!
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 3.11.2018.