Krawuzikapuzi

Alle waren sich einig, Freunde wie Fernstehende: Die Institution darf nicht untergehen. Ihre Bedeutung für das Befinden Österreichs ist eminent. Bestimmend. Konstitutiv. Ein Österreich ohne Kasperltheater wäre ein armes Österreich, ein Österreich ohne Sozialdemokratie ein ärmeres. Also trat der Poet und Phantasiekardinal André Heller auf den Plan und rettete Kasperl, Pezi und das Krokodil, indem er sich zum Impressario der Märchenwelt ausrief. Ähnliche Gedanken der Rettung trieben Exkanzler und Bonmotautor Christian Kern an, als er Plan C verließ und sich zum Exvorsitzenden und Europakandidat ausrief. Parteifreunde hatten ihn mit Anrufen bei der ihnen befreundeten Presse dazu motiviert. Eile war im Spiel, alle wussten etwas, niemand wusste viel. Noch ist nicht klar, wer in der roten Märchenwelt den Kasperl macht, wer den naseweisen Pezi und wer das Krokodil. Für die Rollen sprechen noch Kandidaten vor. Einzig die Prinzessin der Herzen und der Köpfe steht fest: Pamela, die Erste. Ärztin und Favoritnerin, seilschaftsfrei, linksgemittet, immunisiert durch Intelligenz. Er werde sich nicht stark in den Spielplan einmischen, verkündete der Vater der Idee, schon, weil er die meiste Zeit im Ausland weilen werde. Der Satz gilt für Heller wie für Kern. Krawuzikapuzi.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 29.9.2018.

2 Gedanken zu „Krawuzikapuzi“

  1. Gegen den Vorwurf, keiner Seilschaft anzugehören und „linksgemittet“ zu sein. Und gegen den Zentralvorwurf, als Frau der Aufgabe nicht gewachsen zu sein.

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