Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 39/2018 zum 26.9.2018.
Liebe Frau Andrea,
neulich verwendete ich beim Autofahren wieder einmal das Wort „Hiafla“. Schreibt man das Wort so? Ist damit ein Huftier gemeint?
Vielen Dank für Ihre Aufklärung,
Felix Pichlmayer, Lockenhaus, Burgenland, per Email
Lieber Felix,
mit Hiafla, Hiafler bezeichnen wir umgangssprachlich den Dummkopf, den Tollpatsch, die unbedeutende, von Intelligenz befreite (meist männliche) Person. Die Österreichkundler machen zwei sprachliche Herkünfte für den von Ihnen gesuchten Begriff aus. So soll der Hiafla volksetymologisch vom mittelhochdeutschen „huof“ (Plural: „hiaf“), Huf kommen. Damit hätte die von Ihnen vermutete Bedeutung Huftier, Esel, ungeschicktes Jungtier eine Bestätigung erfahren.
Wahrscheinlicher als die tierische ist indes eine Herkunft des Hiafla von einem unbelebten Gebrauchsgegenstand aus der alpinbäuerlichen Welt, der Hüfel oder Hiafl (Plural: Hiafla), verwandt mit dem Hüfeln (Häufen). Als Hiafl wird die Heutrockenstange bezeichnet, die zum luftigen Aufhängen und Trocknen von Heu verwendet wird. Die Hiafl (auch „der“ Hiafla) ist ein mannshoher, entrindeter, fest in die Wiese getriebener Nadelbaumpfosten, von dem noch kurze Astrümpfe wegstehen. Dicht mit Heu besteckt ergibt die Hiafl (oder der Hiafla) das bekannte Bild des Heumandls. Diese stehen nach der sommerlichen Mahd in langen Reihen auf den Wiesen.
Ein Hiafla wäre nach dieser Etymologie jemand, der so dumm ist, wie ein Hiafl, also ein Heumandl, oder so tollpatschig, dass er nur zum Aufschichten von Heu zu gebrauchen ist.
Wienerischere Schimpfwörter für die nervenzehrende Autofahrt in der Stadt wären Bagodl, Bfeifm, Dales und Depp, sodann Dillo, Dodl, Doig und Doim, beliebterweise Drottl, Duscha, Fedsnschedl und Floschn, aber auch: Gauch, Gscheada, Gschissana und Hinnicha. Immer gut in Zuständen mobiler Wut sind Koffa, Nudlaug, Off und Pfostn, sowie Schissla, Schoitl, Schüttla und Suarm. Nicht vergessen wollen wir: Teschek, Vogl, und den immerpassenden Wappla. Die Mehrzahl der vorgestellten Invektive kann zur Verstärkung der Wirkung um die Vorsilbe Voi- (Voll-) erweitert werden.
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