Herbstmode

Eine bekannte Behauptung der Kommunikationswissenschaft verdichtet sich in dem Satz: „Man kann nicht nicht kommunizieren!“ Der amtierende Bundeskanzler und Ratsvorsitzende hat dies insoferne beherzigt, als er auch dann etwas sagt, wen er nichts sagt, beziehunsgweise dann spricht, wenn schon alle alles gesagt haben.

Um Unrundheiten in diesem komplexen Verfahren zu minimieren und den aussagefreudigen Koalitionspartner in die eigene Methodik einzubinden, wurde das Kommunikationsinstrument „Message Control“ eingeführt. So sehr wir die schlechten Nachricht lieben, so sehr verachten wir bekanntermaßen die Überbringer derselben. Es spricht also, wenn gesprochen wird, der Sprecher, sprich der Diplomat. (Ausnahmen bestätigen mit galoppierender Zunahme die Regel). Der Regierungssprecher ist inzwischen der einzige Diplomat in Regierungsdiensten, hat doch Österreich Aussenbeziehungen traditionellerweise im Inland. Familiäres (Mode, Freundschaften und Hochzeiten) wird mit Partnern aus dem Ausland geteilt.

Von einem der Urheber der eingangs zitierten Erkenntnis, Paul Watzlawick, stammt noch eine andere Einsicht, nach der die eigentliche Ursache des Leids in unserer Unwilligkeit liege, Tatsachen als reelle Tatsachen und Ideen als blosse Ideen zu sehen, und dadurch, dass wir ununterbrochen Tatsachen mit Konzepten vermischten. Wir tendierten, so Watzlawick dazu, Ideen für Tatsachen zu halten, was Chaos in der Welt schaffe.

Chaos. Mit seiner Erzeugung beschäftigt sich die andere gewinnbringende, von österreichischen Regierungen zur Meisterschaft gebrachte Taktik.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 22.9.2018.

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