Speed thrills

Es war der damalige Vorsitzende des schwarzen Parlamentsklubs, der spätere Nationalratspräsident Andreas Khol, der den Satz für die Regierung Schüssel in Stellung brachte: Speed kills, Geschwindigkeit tötet. Bis heute ist ungeklärt, ob dem Zitator die Bedeutung der Redewendung hinlänglich bekannt war, ob also klar war, wen die Geschwindigkeit tötet. Das Vorhaben oder dessen Kritik. Trotz großen Zutrauens türkiser Kreise in die Macht englischer Phraseologie (priority perspective, bridge building, presidency pleasure) hat es Khols Sager nicht ins Jetzt geschafft. Kurz kills keinen.

Geschwindigeit als Faktor modernen Regierens hat dennoch kaum an Attraktivität eingebüßt. Im Zehnminutentakt fallen die Tweets in die Timeline. Message Control erlaubt die Fließbandproduktion von Regierungsvorhaben. „The media is the message“ (das Medium ist die Botschaft), McLuhans 1964 geprägtes Diktum, wird in jedem Statement mitgeschickt. Seht her, heißt die Medienmassage, wir arbeiten unablässig, rund um die Uhr, wir tragen Leistung, leisten mehr, mehren den Erfolg. Regiert wird im Zentrum für Mitteilungskontrolle. Das Echo in den Sozialen Medien und den Kommentarspalten der Zeitungen wird mit den politastrologischen Befindlichkeiten der Regierungsbeteiligten abgeglichen. Allfällige Ausrutscher werden mit Sturzmeldungen aus der Vorhabensliste korrigiert. Einzige Bedingung: Es muss schnell gehen. Die Freude am Schnellsein hat die Vorhaben selbst erfasst: Bald fahren wir schneller, biegen schneller ab. Und bauen uns schneller ein.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 1.9.2018.

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