Es war einmal. Vor langer, langer Zeit. Die Menschen in unserem Land (und auch in den allermeisten anderen) hatten Telefonapparate, die auf Kommoden standen oder an die Wand geschraubt waren, sie hatten abnehmbaren Hörer und Spiralkabel. Es war die Zeit, als die Züge noch Abteile hatten und Fenster, die man öffnen konnte. Es war eine Zeit voll technischer Wunder und friedvoller Mobilität. Attentaten fielen Könige zum Opfer und Diktatoren. Routen waren in Wanderführern eingezeichnet und Grenzen waren spannende Orte für Alle. In dieser Zeit, die lange schon vergangen scheint, trug es sich zu, dass Nachbarn, Freunde, meist aber Verwandte in ferne Länder fuhren, in Zügen, auf Routen, durch Grenzen. In Hotels und Pensionen, deren Adressen und Telefonnummern in Büchern gefunden worden waren. Hatten sich die Freunde, Nachbarn und Verwandten zurechtgefunden, den Postkartenhimmel bewundert und die Promenande erkundet, riefen sie Zuhause an, vom Hoteltelefon. Bei uns, den Daheimgebliebenen. Der „Anruf“ war ein Wunder, das stets von einem klangschönen Echo begleitet war und von geheimnisvollen Klicken in der Leitung. (Nicht selten stammte das Klicken vom mithörenden Geheimdienst des Landes, in der Regel vom Portier der Unterkunft.) Was besprach man in dieser Zeit vor der unseren? Worum ging es? Im fernmündlichen Gespräch wollte man stets nur eines wissen: „Wie ist das Wetter bei Euch?“ „Prachtvoll!“ war die Antwort, oder: „Es regnet.“) Diese Zeiten sind lange vorbei. Es gibt kein prachtvolles Wetter mehr. Und keinen Regen.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 18.8.2018.