Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 29/2018 zum 18.7.2018.
Liebe Frau Andrea,
schon seit längerem beschäftigt mich das berühmte Belvedere. Um genauer zu sein: dessen Aussprache. Ich bin ja immer davon ausgegangen, dass man das „e“ am Ende von Belvedere nicht ausspricht, da wir ja in Österreich sind und französische Wörter aussprechen können. Doch dann hört man immer wieder in den Nachrichten (ORF), oder auch bei den Ansagen der Wiener Linien das „e“ am Ende ausgesprochen. Das treibt mich in den Wahnsinn! Was ist denn nun richtig?
Mit bestem Dank und lieben Grüßen,
Ramona Hattinger, per Email
Liebe Ramona,
Sprache ist Konvention und nicht selten Irrtum. Ähnliche Befunde gelten für die Aussprache. Sehen wir uns das Wort „Belvedere“ an, es kommt aus dem Italienischen, der Sprache der führenden Architekturnation des Planeten. Wörtlich bezeichnet es die „schöne Aussicht“. Damit wurde erstmalig ein Sommerhäuschen oberhalb des Vatikanpalastes bezeichnet, das der Florentiner Antonio Pollaiuolo 1487 für Papst Innonzenz VIII. errichtet hatte und das als Palazetto oder Casino del Belvedere berühmt wurde. Der vatikanische Bau gilt als Anregung für viele Belvedere-Bauten späterer Jahrhunderte, so auch für das 1721 bis 1723 von Johann Lucas von Hildebrandt für den legendären Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen errichtete Sommerpalais.
In der Debatte über die richtige Aussprache des Architekturbegriffs (und damit des Palastes im 3. Bezirk) wird der Begriff der xenographischen (also fremdsprachig falschen) Aussprache in Stellung gebracht und traditionell den Wienern untergeschoben. Tatsächlich haben die Franzosen den italienischen Architekturbegriff xenographisch verändert, in dem sie das Synonym für ihr Bellevue „belvédère“ (Bellwedär) aussprachen. Von hier hat es der Schmelztigel Wien übernommen. Eine rührige Initiative von Sprachreinigern hat sich vor einigen Jahren des italienischen Originalbegriffs angenommen und ihn in der Ausspracheliste der ORF-Nachrichten positioniert. Dort (und in den Bim-Durchsagen der Wiener Linien) firmiert das Prinz-Eugen-Palais seither als Belvederä (in italienischer Aussprache). Der Kampf um die französische Aussprache des römisch-vatikanischen Begriffs ist noch nicht verloren.
comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina
Sie sagen es aber nicht italienisch sondern einfach mit e am Ende. Also bleiben wir doch lieber bei der französischen Aussprache!
Wie hieße es „italienisch“?
In letzter Zeit wird vieles in unserer schönen Sprache verändert, nicht aber zum Guten oder zum Schönen.
Wie das dauernde Gendern. Es ist auch der Grund, warum unsere Kinder nicht mehr richtig Deutsch sprechen und Leseschwierigkeiten haben.
Ich darf erinern: Ohne Gendern lautete Ihr Vorname Ernst.
Und ich darf erinern, daß es erinnern heißt. 😉
Oh, die Sprachpolizei!
🤣 bester Kommentar!! 🙌🏼
Ihr Statement idZ hat mE eher weniger mit der Aussprache von Belvedere zu tun. Wobei es ist doch Nonsens, zu behaupten, dass das Gendern an den Problemen beim Erlernen des Lesens mancher Kinder schuld sei.