Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 23/2018 zum 6.6.2018.
Liebe Frau Andrea,
letztens , im wunderschönen böhmischen Paradies, nach Konsumation einiger sehr cremiger Pivos, stellten sich uns im Freundeskreis folgende Fragen: was ist ein Schneeprunzer und gibt es auch die Schneeprunzerin? Der Radverein pro Widerstand bittet um Aufklärung und schickt
sportliche Grüße,
Andrea Ennengel, per Email
Liebe Andrea,
„Don’t Eat The Yellow Snow“ singt der kalifornische Bürgerschreck, Poet und Tondichter Franz Zappa in der gleichnamigen Suite auf dem 1974 erschienenen Album ‚Apostrophe’. In dem surrealistischen Song geht es um einen Mann der träumt „Eskimo“ zu sein und „Nanook“ zu heißen. Seine Mutter warnt ihn eindringlich vor Unbill am Schneepfad: „Watch out where the huskies go, and don’t you eat that yellow snow“ (pass auf, wo die Huskies hinlaufen und iss nicht vom gelben Schnee). Zappa hat Wiener Schnee auf Tourneen kennengelernt und damit auch die Markierungen der hiesigen Schneebrunzer: Hunde und Männer, um es kurz zusammenzufassen. In der Mehrzahl sind es junge Knaben im miktierfreudigen Alter, die mit heißem Urinstrahl gelbe Botschaften in den Schnee malen. Und alte, antriebsschwache Greise, die prostatisch und vesikal herausgefordert, die Wächten mit goldgelben Gedichten verzieren. Der Autorin dieser Zeilen wurde von den Schulschwestern ihrer Kindertage der allgemeine Hinweis gegeben, dass „Schnee essen Sünde“ sei. Damit war der Schneebrunzer Hinterlassenschaft gemeint.
Ganz nebenbei haben wir auch die richtige Schreibweise des „Schneebrunzers“ vermittelt und einen Hinweis auf die Genderdisposition gegeben. „Schneebrunzerinnen“ sind seltene Gäste im öffentlichen Schnee. Da wir noch Platz für Ungefragtes haben, entbiete ich einen zarten Fingerzeig auf ihr und ihrer Radfreunde farbgleiches Getränk. Sie können Tschechen eine große Freude machen und Lob und Liebe ernten, wenn sie in Hinkunft den korrekten Genetiv Plural von pivo (Bier) verwenden, er lautet „piv“. Die Biere (nom. pl.), falls sie das auch mal brauchen können, wären „piva“. Ob Franz Zappa, vom tschechischen Underground gottgleich verehrt und von Vaclav Havel zum Sonderbotschafter ernannt, Biere casusgerecht bestellte, wissen wir nicht.
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