Österreich wird nach Befund der Metaphoriker als Zwischenreich bezeichnet. Als Übergang zwischen Innen und Außen. Diesen Übergang, nennen wir ihn die österreichische Oberfläche, bearbeitet der österreichische Bauer. Es gibt kaum etwas in Österreich, das der österreichische Bauer nicht gestaltet (die Schwulenmode vielleicht und die Mehlspeisen in der Hofkonditorei Demel). Besteht doch das Land fast ausschließlich aus Oberfläche.
Der österreichische Bauer bewirtschaftet die Almen und Hänge, die Wälder und Weinberge und wo der Traktor (früher der Ochse) nicht umfällt, im Flachen der Täler und Ebenen sohin, baut er an: Korn und Frucht, Rübe und Salat. An der Wege Rand hegt seine schützende Hand die Kornblume. Im Stall stehen Rosa und Senta, Alma und Berta und sprudeln vor Milch. Im Fremdenzimmer gastiert der Inländer, maximal der Inländer aus Deutschland, allerhöchstens noch der Holländer. In der Freizeit spielt der Bauer liabe Weisen, übt das freiwillige Löschen von Bränden und zeugt Kinder, die er später in die Stadt schicken wird oder ins Kloster. Als Gruß von der Scholle.
Im Bemühen um das Oberflächliche gestaltet der österreichische Bauer auch die Politik. Er verwirklicht sich als Gemeinderat und Bürgermeister, als Bundesrat und Landeshauptmann, als Berater und Sparefroh. Sein Sprungbrett in die Welt ist der Bauernbund. Die mächtigste Institution des Planeten. Sie regiert das Land. Ihre Mitglieder sind die wahre Elite des Landes. Die Mächtigen der Oberfläche. Die Fürsten der Scholle.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 12.5.2018.