Die österreichische Lösung

Intelligenz wird als die Fähigkeit eines Individuums oder einer Gruppe verstanden, Probleme und Anforderungen sinnvoll zu erfassen und zu bearbeiten. Wir beginnen in medias res. Die Österreicher sind ein intelligentes Volk. Sie bersten vor Fähigkeiten, agieren sowohl individuell als auch gruppiert, verstehen (Deutsch), haben Probleme und sind in Anforderungen zu Hause. Ob diese sinnvoll sind und überhaupt zu erfassen, definiert die Absichten, diese zu bearbeiten.

Digital gesehen zerfällt die Welt der Entscheidungen in zwei Möglichkeiten: Eins oder Null, An oder Aus, prosaisch Ja oder Nein. Zwischen Ja oder Nein gibt es nichts. In der Theorie. In der Praxis gibt es ein großes Dazwischen: Österreich.

„Du hast Dich sehr bemüht, aber“ hören wir schon in der Schule. Es findet seine Fortsetzung in Sätzen wie: „Sie sind am besten qualifiziert, aber“, „Der Platz ist noch frei, aber.“ Das Aber ist ein eminent österreichischer Ort, dimensionslos, aber regeldurchflutet. Regeln, die nicht vorher festgelegt werden, sondern im Bedarfsfall erzeugt werden. Nichteinheimische brauchen Jahre, um sich in Aberösterreich halbwegs zurechtzufinden. An ein Verstehen ist da noch nicht zu denken.

Metaphoriker bemühen im Versuch, Ausgleich und Gerechtigkeit darzustellen, die Waage. Österreich kann mit einer Waage nicht dargestellt werden. Schon im Streit, wer die Waage bedienen solle und wer die Schalen dotieren, scheiterte jedes Messen. Österreich ist vielmehr ein Mobile, das in diffiziler Hängung das Kleinste mit dem Größten verbindet, Stabilität im Instabilen, Zusammenhang im Zufälligen findet, und dem Wind der Veränderung jegliche Angriffsfläche bietet, aber keinerlei Eindruck erfährt.

Freunde der Ordnung beantworten diese Zustände mit dem Ruf nach Reformen. Wissen sie nicht, dass niemals Geformtes nicht reformiert werden kann? Jegliches Ringen um Form endet in der Österreichischen Lösung. In der Regel (keiner kennt sie) hält sie ewig.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 5.5.2018.

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