Österreich ist in der Moderne angekommen. Das Land ist lückenlos mit Handies versorgt. Musste man früher aufs Postamt marschieren, um ein Telegramm abzusetzen, das Telefon im Wirtshaus, oder das eigene im Vorzimmer bemühen, gelingt die fernmündliche Kommunikatuon inzwischen von überall. Flächendeckend. Im abgelegenen Tal wie am vielbestiegenen Berg, im Zug, im Obus, im Auto. Sogar aus der Lawine wurden schon WhatsApp-Statusmeldungen abgesetzt. Und in der Folge Leben gerettet. Das Handy (englisch cell phone, nach der Salzburger Kommunikationsmetropole Zell am See) ist aus unserer Welt nicht mehr fortzudenken. Es wird daher inzwischen schon fortgewünscht. Der Anblick von Jugendlichen, die nicht mehr einsam verträumt in Micky-Maus-Heftln blättern, sondern in Kohortenstärke auf kleine Bildschirme starren, verstört.
Dabei wird übersehen, welche Fortschritte die Benützung der kleinen Geräte der österreichischen Bevölkerung bringt. Es wird vermehrt gelesen, ja vermehrt geschrieben (wenn auch mit den Daumen). Das lautstarke Wirtshausgespräch, die hitzige Bierzeltrauferei, ja der brutale Faustkampf auf der Blutwiese wurden in den virtuellen Raum verlegt, wo sie als Facebookgruppe, Trollposterei und Shitstorm zeitgemässe Urstände feiern. Gäbe es Bedarf daran, eine Gesellschaft gleichzuschalten, am Handy fänden sich die Werkzeuge dazu, neusprachlich „Tools“ und „Apps“ genannt.
Gibt es denn Bedarf an Gleichschaltung? Und wenn ja, wer hätte solchen? „It’s the economy, stupid“, hat Bill Clinton vorgeantwortet, „es ist die Wirtschaft, Depperter“. Die Wirtschaft also wieder einmal. Ihre Marketingabteilung, die Politik, hat das Gleichschaltungsinstrument längst für ihre Zwecke zu nutzen verstanden. Mit unterschiedlichem Erfolg, wir befinden uns ja in Österreich. Wahlkämpfe, Tal Silberstein muss hier nicht speziell Erwähnung finden, werden im Internet geführt und dieses findet am Handy statt, also überall und immerzu. Im virtuellen Bierzelt wie am realen Schneebrett. Auch wenn wir das nicht begrüßen.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28.4.2018.