Viktor Orbán – Das Geheimnis seines Erfolgs

Der gemeine Österreicher liebt den gemeinen Ungarn. Ungemein! Liebt Paprika, Pörkölt, Palacsinta! Die Puszta! Das tränendrückende Gefiedel des Zigeunerprímás, den der Ungar noch so nennen darf, während er hierzulande schon Romamusikdirektor oder Minderheitenmusikant heißt.

Von allen Ausländern und Nachbarn ist der Ungar der einzige, den der Österreicher als ebenbürtig anerkennt. Das liegt wohl an gemeinsamer Geschichte, aber nicht nur, denn mit Slawen aller Art und Italienern fremdelt der Österreicher. Mit Schweizern und Deutschen (deren Sprache er sogar versteht) hat der Österreicher nur Probleme. Probleme der Minderwertigkeit.

Auch wenn Stereotype und Vorurteile niemals der Introspektion durch Wahrhaftigkeit standhalten, sind sie doch Produzenten von Gefühlen. Und diese allzu real. Dem Ungar und der Ungarin fühlt sich der Österreicher und die Österreicherin verwandt. Dies auch ohne Vorliegen genetischer Disposition, die solches auch noch familiär begünstigt. Es wundert daher nicht, dass es auch politisches Verständnis für ungarische Verhältnisse gibt, ja sogar Lob und Anerkennung. Kritik indes am illiberalen Kurs des Viktor Orbán speist sich aus ähnlicher Quelle wie solche am reformmanischen der hiesigen türkis-blauen Kongregation.

Hach Ungarland! Magyarország! Debrecen, Szeged, Hortobágy! Sehnsuchtsorte feuriger Weite. War nicht Budapest immer schon das pariserischere Wien? Der Balaton der bessere Neusiedlersee und die Pustza eine Seelenarena, der kein Großer Glocker Paroli bieten kann? Und erst die schöne Krone, Goldhaube und Steirerhut in einem, keck das Kreuz zur Seite genickt, Goldketten wie Strähnen aus der Frisur gerutscht, eine Monarchentiara wie aus Tausend und einer Nacht, nur muslimenfrei, weil durchkatholifiziert. Unvergessen auch die Liebe der Ungarn zum Bruderland mit der deutschen Zunge, das dem Kommunismus entsagte, Magyaren-Flüchtlinge liebte und zum Fall des Eisernen Vorhangs Mock Alajos persönlich vorbeischickte. Mit Cszange für Cszvíken dém Cszaun. Éljen!

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 14.4.2018.

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