Dem fortwährenden Bemühen, das Richtige zu tun ist das Scheitern eingeschrieben. Was aber ist das Richtige? Und wem gegenüber sind wir dabei Rechenschaft schuldig? Dem Ich, der Instanz, der wir Glanz und Maske verleihen? Dem Es, das uns treibt und reibt, oder dem Über-Ich, das uns sagen will, wo Bartel den Most zu holen hat.
Die ehemalige Grünen-Chefin hat ihre Partei verlassen und beim Klassenfeind angeheuert, dem Chancenanbieter Novomatic. In einem dialektischen Prozess, der österreicherischer nicht sein könnte, wurden dafür nun andere bestraft: Das Landesgrüppchen in der Exheimat der Exchefin. Grüne Kärntner sind jetzt in außerparlamentarischer Opposition – Eva Glawischnig immerhin in innernovomatischer, wie es heißt. Gäbe es Bedarf an Modellen, Parteien erfolgreich in die Luft zu jagen, hier wäre Expertise einzuholen.
Nun sagen pragmatische Kenner österreichischer Vorgänge, Kollegin Glawischnig habe als Privatfrau gehandelt und nicht als politische Heilige. Ein Karriererschritt auf Augenhöhe sei nichts Verwerfliches, ganz im Gegenteil. Und so schlimm, wie allgemein behauptet, sei so ein Glücksspielkonzern ja garnicht. Hunderttausende schenkten dem Laden ihr Vertrauen. Soviele Leute können nicht irren.
Und außerdem: Gusenbauer. Hat der neunmalkluge Exkanzler nicht ebenfalls seine Expertise in den Dienst neuer Herren gestellt? Immerhin war der Ybbser Geschäftsmann vor seiner Karriere als Präsidentenberater und Beteiligungsmogul Juso und Sozialdemokrat. Und alle mal hergehört: Der Mann war Bun Des Kan Zler! Na also.
Wo kämen wir da hin, wenn wir da wären, wo wir jetzt sind, sagen die Apostel der Moral. Fortuna ließe sich nicht grünwaschen. Und schon garnicht, wenn sie dem Markt zu Diensten sei. Gäbe es doch drei Dinge, die sich nicht vereinen ließen: Glück, Spiel und grüne Gesinnung. Man könne glücklich sein und grün. Dann spiele man nicht. Man könne spielen und grün sein. Dann sei man nicht glücklich. Und man könne spielen und glücklich sein. Dann sei man nicht grün.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 10.3.2018.