Da sitzen wir nun alle vor den Bildschirmen und Monitoren, groß und klein, jung und alt, arm und reich, und bewundern die Schönen und Guten, die Starken und Schnellen, den Heldensaum unserer Gesellschaft. Die Speerspitzen des Miteinander, die Jungvordersten, die heimische Alpinelite, die nordischen Talente, die Adler und Marcelatoren, des Landes Stolz. Wieviele Goldene werden es diesmal? Es gilt den Medaillenspiegel zu füllen. Mit den Unsrigen.
Wir fiebern mit, sehen Überirdisches im Irdischen, Überösterreichisches im Österreichischen und fassen es nicht. Schon wieder einmal fassen wir es nicht. Als wären wir geübt darin. Olympia, die Spiele, die Weltveranstaltung. Was müssen wir sehen? Und wieso schon wieder? Was passiert da schon wieder? Die Österreicher und Rinnen, über, drüber, mitten drin, trainiert, gestählt, ausgewählt. Wo ist die Leistung? Wieso ist die Leistung nicht da? Wo ist der Held, wo die Heldin, wenn man sie braucht? Wieso bläst der Wind? Was macht er in Korea? Er stört das österreichische Heldentum. Den Zug zum Gold. Wieso sind die Norweger wieder so gut? Kaum dreht man sich um, wendet sich ab, denkt ein bisserl nach, geht im Geiste die Chancen durch, sind die Norweger wieder da. Oder die Deutschen. Keine Berge, keine Ahnung, aber voll dabei. Wer hat es ihnen beigebracht? Unsere Leute, unsere Schilehrer, unserer Trainer, unsere Serviceleute, unsere Schi-Erzeuger. Unsere Schibindungs-Industriellen! Unsere Schistock-Entwickler!
Korea. Es ist ein Jammer mit dieser Gegend. Kalt, böig, finster. Hallo! So kann man sich nicht konzentrieren. In der Nacht ist Hüttenzauber angesagt, in der Nacht soll die Gaudi schwingen, da muss der Hang rasten, die Loipe, die Schanze, die Rodelbahn. Da muss es anziehen. Eisig werden. Übereisig. Weiß das der Koreaner? Hat er die Expertise des goldenen Innsbruck? Des weltmeisterlichen Schladming? Des Skisportdelphi Kitzbühel? Es ist alles ein bisserl ungerecht. Wer da aller mitfahren darf. Wer da aller aufs Stockerl darf.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17.2.2018.