Die rotweissrote Schärpe

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 07/2018 zum 14.2.2018.

Liebe Frau Andrea,
die Übertragung des Opernballs 2018 verfolgend muss ich feststellen: etwas fehlt. Die Schärpe des Bundeskanzlers! Wie verhält es sich mit der rot-weiß-roten Schärpe? Wer darf sie tragen? Wer muss sie tragen? Und zu welchem Anlass? Bitte um Aufklärung der protokollarischen Ungewissheit!
Liebe Grüße,
Franz Ablinger, Wieden, per Email

Lieber Franz,

der Opernball ist eine der wenigen Gelegenheiten, sich mit Orden und Ehrenzeichen zu zeigen. Volldekorationen werden ausschließlich zum Frack, zur Gala-Uniform und zum großen Abendkleid getragen – Bruststerne links aussen in der Höhe des letzten Rippenbogens, Halsdekorationen knapp unterhalb der Frackmasche. Besitzer mehrerer Orden desselben Landes tragen nur dessen höchste Dekoration. Mehrere verschiedene Orden können kombiniert werden, es gilt jedoch als wenig elegant, gleichzeitig mehr als drei Bruststerne oder gar mehr als eine Halsdekoration zu tragen.

Banddekorationen werden an einer Schärpe getragen, die von der rechten Schulter zur linken Hüfte angelegt werden. Sehen wir uns dieses „Band“ an. Ist das Staatsoberhaupt anwesend, im Opernballfall UHBP (unser Herr Bundespräsident), wird es über der weißen Frackweste getragen. Damen tragen es nie auf der bloßen Schulter. Das Anlegen der rotweissroten Schärpe folgt einem Bundesgesetz und einer Verordnung aus den frühen 50erjahren. Sie ist an die erfolgte Verleihung des Großsterns, des Großen Goldenen, sowie des Silbernen Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich gebunden. Diese sehen nämlich zum Bruststern die sogenannte Hüftdekoration mit dem Kleinod des Ordens vor. Das Band ist laut Gesetz „rot, 110 Millimeter breit, mit einem weißen 20 Millimeter breiten Mittelstreifen und beiderseits mit einem je 2 Millimeter breiten, weißen Vorstoß versehen.“ Bundespräsidenten sind ab Amtsantritt schärpenberechtigt, andere Mitglieder höchster Staatsämter später.

Sebastian Kurz trägt, wie Informanten des Bureaus Comandantina direkt beim Bundeskanzler in Erfahrung bringen konnten, Band und Orden nicht, weil er die Verleihung bisher ablehnte. Er fände es seltsam, so Kurz bescheiden, vor erbrachter Leistung ausgezeichnet zu werden. Bam!

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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