Wir sind ein lustiges Volk. Frohsinn und Spaß gehören zu unseren Kernkompetenzen. Das Strenge steht uns nicht. Das Pathos, hierzuorte stets im Misskredit der Deutschtümelei, überwintert in der Humornische. Der Radetzkymarsch muß vom Neujahrskonzertpublikum durch Klamaukklatschen ins Spaßige überführt werden. Anders ertrüge ihn das soignierte Parkett nicht. Auch sonst muß sich der Ernst verkleiden. Politische Kritik wird auf der Kabarettbühne verhandelt und nicht im Feuilleton. Die Stars des Widerstandes sind allesamt Große der Kleinkunst. Schreibende Mahner stehen im Ruf der Bitternis. Kabarettisten scheitern auch, sobald sie sich als seriöse Politiker versuchen. Roland Düringer kann darüber ein Lied singen, das keiner hören will.
Leichter geht es in umgekehrter Richtung. Politik kann sich jederzeit als Spaß verstehen. Dazu muss man nicht die Bierzeltreden von Haider und Nachfolgern studieren. Auch granatenhafte Tycoons vom Schlage Frank Stronachs waren als Kabarettisten erfolgreicher denn als Staatsmänner.
In diesem Spannungsfeld hat die Republik ein Fest etabliert, das wie kein anderes Spaß mit Politik, Drehsinn mit Anspruch zu verbinden weiß: Den Opernball. Jüngst hat sich das in der Tatsache sedimentiert, dass die Staatsfete in Personalunion von jener Fachkraft organsiert wird, die im Parlament als Bereichssprecherin für Kunst und Kultur der Bundskanzlerpartei fungiert. Die regierende Opernball-Lady ist Paradeexpertin für sämtliche Künste.
Welch zentrale Symbolkraft der Opernball entfaltet, wird darin manifest, dass die Orden und Ehrenzeichen der Republik ausschließlich zum Frack, der Dienstuniform des gehobenen Spaßes getragen werden dürfen. Und dieser nur im lärmenden Trubel von Bällen und Gschnasen. Bélla geránt aliī, tu félix Áustria sálta! Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, tanze! Nám quae Márs aliīs, dát tibi díva Venūs. Denn was andern der Mars, gibt dir die Göttin Venus. Alles Walzer!
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 3.2.2018.
Mir gefällt es sehr, wie die Wiener Autorin, Regisseurin und Zeichnerin Andrea Maria Dusl ihre Berichte, Texte und Illustrationen macht. Macht einfach Spaß.
Das freut mich! Haben Sie besten Dank!
Andrea Maria Dusl