Der gelernte Österreicher hält grundsätzlich nichts von seiner Regierung. Gegenreformation, Absolutismus, Vor- und Nachmärz, und zwei in die Republik eingedrungene Diktaturen haben sich als politikkritischer Dauergrant in die österreichische Seele eingeschrieben. Zu recht sagen die einen, zu unrecht, die anderen.
Der Dialektik dieses Eingeschriebensein hält die schreibende Zunft entgegen, sie sei es, die die österreichische Seele verfasse. Im Dilemma zwischen Anspruch und Wirklichkeit dieser Behauptung hat sich die Inseratenpolitik häuslich eingerichtet, sprich: jene Politik, die sich mittels Inseraten, also indirekter Subventionen der Boulevardmedien abzubilden trachtet. Dieser Mechanismus verdankt sein Funktionieren jenseits aller ideologischen Verstrickungen ihrer Proponenten marktwirtschaftlicher, also kapitalistischer Klimabedingungen, was der Nichtboulevard fröstelnd beklagt, aber zähneknirschend zur Kenntnis nimmt. Dieses Knirschen übertönt die leisen aber prominenten Rufe derer, die daran erinnern, dass Demokratie und Öffentlichkeit kommunizierende Gefässe sind, die leicht zerbrechen.
Gibt es im Kugelhagel der Vorwürfe, alle News seien Fake News überhaupt noch so etwas wie Hoffnung auf publizistische Unabhängigkeit? Ja, die gibt es. Und sie ist deswegen berechtigt, weil der Diskurs über publizistische Ethik öffentlich geführt wird. Um es einfacher zu sagen: Wenn es Fake-News gibt, muss es auch Non-Fake-News geben. In einer Welt, in der jeder Medienkonsument auch Medienproduzent sein kann, wird die Unterscheidbarkeit zwischen Qualität und fehlender Qualität paradoxerweise besser möglich. Wir lernen gerade, den Überbringer der Kritik zu achten. Auch wenn uns die Kritik nicht gefällt.
Journalismus ist faktenbasierte Berichterstattung, gesellschaftliche Aufklärung, professionelle Bausteinproduktion für die öffentliche Diskursarchitektur. Dass auf diesem Feld seriös gearbeitet wird, übersehen die Kritiker unseriöser Medienarbeit. Noch.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 27.1.2018.