Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 03/2018 zum 17.1.2018.
Liebe Frau Andrea,
ich habe w.o. gegeben herauszufinden, was „w.o.“ eigentlich heißt, woher es kommt, aus welcher Sprache. Niemand in meinem Umfeld konnte die Frage bisher beantworten. Vielleicht können sie weiterhelfen. Danke im voraus!
Mit freundlichen Grüßen,
Ernst Steiner, Mariahilf, per Email
Lieber Ernst,
bei Abkürzungen, die tief in unsere Alltagssprache eingedrungen sind, ist es oft schwierig, eine Herkunft auszumachen. Einen ersten Hinweis könnte die Kleinschreibung geben. Und das Vorkommen des Buchstabens „w“. Die romanischen Sprachen wären dafür nicht die erste Adresse. Tatsächlich kommt unser Begriff aus dem Englischen und bedeutet schlicht „walk over“, abgekürzt „w.o.“. Damit bezeichnet die Sportwelt (und in Folge unsere kompetetiv veranlagte Leistungswelt) ein Ergebnis, bei dem der Sieger so souverän gewinnt, dass ihm ein Spaziergang statt eines Laufs genügt, um die Gegner auf die hinteren Plätze zu verweisen. Ursprünglich kommt der Begriff aus dem englischen Pferdesport. Dort war es nach den Regeln des altehrwürdigen Jockey Clubs geübte Praxis, Preisgelder nur für den Sieger auszubezahlen. Pferde, von denen sich im Laufe des Rennens herausstellte, dass sie definitiv nicht als erste über die Ziellinie laufen würden, wurden daher geschont. Das führte bei großen Abständen dazu, dass das gewinnende Pferd im Wortsinn über die Ziellinie gehen konnte, um zu gewinnen, also einen „walk over“, ein Darübergehen riskieren konnte. In der Folge wurden Siege, die mit großer Souveränität erzielt wurden, auch in anderen Sportarten, schließlich auch in der Politik, als „walk over“ bezeichet. Unterlegene, die sich sicher sein konnten, den Gegner nicht mehr besiegen zu können, gaben w.o., konzedierten dem Siegenden einen walk over. Auch ganz ohne Ziellinie. Eine sehr ähnlich lautende Abkürzung aus der Welt des Sports ist das k.0., eigentlich das (K. o.), das Knockout. Es kommt aus dem Boxsport und bezeichnet jene Situation, in der ein angeschlagener Kämpfer durch einen Treffer bewußtlos bleibt oder es ihm nicht gelingt, in (vom Ringrichter) angemessener Zeit den Kampf wieder aufzunehmen. k.o. und w.o. schließen einander aus. Wer k.o. ist, könnte aber immerhin noch w.o. geben. O.K?
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