Die Österreicher sind im Grunde ihres Herzens landwirtschaftlich orientiert. Auch wenn die aktuelle Bundeshymne, 1946 von der kroatischen Aristokratin Paula von Preradović gedichtet, das Land der Äcker erst hinter das der Berge und jenes am Strome reiht.
Dieser Prioritätensetzung trägt das Land immerhin dadurch Rechnung, dass es die Kombination aus Berg und Elektrizität, die alpine Aufstiegshilfe, vulgo den Lift, zum Zielgebiet bäuerlicher Leidenschaften erklärt. Sprich: Wer was aus sich machen kann, inneralpin und damit gemeinösterreichisch betrachtet, lässt Stall und Stadel hinter sich und avanciert zum Liftkaiser. Auf schneeweißer Flur kann auch im Winter geerntet werden. Helden werden auf der Streif gemacht und nicht am Heldenplatz. In der Verquickung von althergebracht bäuerlichem Denken und der Ideenwelt der renditeorientierten Ressourcenausbeutung hat es sich der Alpenösi gemütlich eingerichtet. Sprachlich steht er am gesunden Misthaufen, der Blick ist auf Excel-Tabellen und Quartalsberichte gerichtet. Bis auf ein paar linke Chaoten und Willkommensklatscher im Wasserkopf Wien ist Österreich ein Land des Landes. Ein Land der Landwirtschaft.
Es wundert also nicht, dass gesellschaftliche Mobilisierung mit Begrifflichkeiten aus der bäuerlichen Welt einher geht. Die Bilder, derer sich die politische Sprache Österreichs bedient, stammen alle aus dem frugalen Milieu: Sie illustrieren den bäuerlichen Streit um Futtertröge, Erbpachten und Pfründe, das Trockenlegen feuchter Wiesen, das Ernten und das Ausmisten.
Ein wichtiger Begriff aus Wald und Wiese, Hof und Hege ist das Sparen. Die Rücklage für Mangelzeiten. Für das Sparen ist der Österreicher und die Österreicherin jederzeit zu gewinnen. Große Tradition hatte in vielen Familien das Sparbuch, oft war es das einzige Buch im Haus. „Es muss gespart werden“ ist also kein Alarmsignal, sondern eine Ansage, die Wärme mit Wohlwollen verbindet, Zuneigung mit Zuversicht. Selbst für die, die eingespart werden. Auch in Zeiten ohne Mangel.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 13.1.2018.