Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 48/2017 zum 29.11.2017.
Liebe Frau Andrea,
Wir waren daheim bei meinen Großeltern im Mühlviertel, die Oma macht Feuer im Kuchl-Herd. Meine Freundin so: Ganz falsch. Es gäbe da eine neue Methode. Echt jetzt? Bin verwirrt.
Liebe Grüße,
Lukas Deisenhammer, per Facebook-Direktnachricht
Lieber Lukas,
das österreichische Feuermachen in Ofen und Herd ging bisher so: Opa und Oma (und alle, die es von ihnen gelernt hatten) knüllten Zeitungspapier (aus inseratearmen Heftteilen) zu Kugeln, schichteten Mikado aus weichem Unterzündholz darauf und legten daran vielleicht das einer oder andere kleinere Scheit aus hartem trockenem Brennholz. Dann versuchte man das Zeitungspapier zu entzünden, mit dem Gasanzünder, dem Bic-Feuerzeug oder mit Streichhölzern. In postmodernen Haushalten half dabei der kerosingetränkte Anzündwürfel. Mit etwas Geschick ließ sich mit dieser jahrhundertealten Methode ein Feuerchen in Herd, Ofen und offenem Kamin entzünden und mit noch mehr Glück und dosiertem Nachlegen auch unterhalten. Zog der Kamin noch nicht gut beim Anzündversuch, füllte sich der Raum mit Rauch. Oft gelang das Unterfangen erst nach wiederholten Versuchen. Ungeübte scheiterten überhaupt und kehrten der uralten Kulturtechnik des Feuermachens den Rücken. Das war gestern. Modernes Holzanzünden im Kaminofen geht skandinavischer (und auch die Schweizer wollen es nacherfunden haben), nämlich genau umgekehrt:
Die dicken Scheite aus hartem Holze kommen zu unterst, wenn es zwei sind, legt man sie parallel. Dann erweitert man den Stapel mit ein paar jeweils kreuzweise aufeinander gelegten Stockwerken aus Unterzündholz. Wichtig ist, dass die locker gelegten Scheite nach oben hin immer dünner werden. Ganz oben auf den Scheiterstapel legt man dann noch ein paar dünne Anzündhölzer und einen Old-School-Grillanzünder, oder einen wachsgetränkten Kaminanzünder. Dieser wird entflammt, setzt die Späne und Scheite darunter, kurzum, eine Schicht die jeweils darunterliegende in Brand. Solches Feuer setzt weniger Schadstoffe frei und entwickelt signifikant weniger Rauch. Sobald die dicken Hartholzscheite zu Glut zerfallen sind, werden neue Scheite nachgelegt. Feuer frei!
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