Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 46/2017 zum 15.11.2017.
Liebe Freundinnen und Freunde erkenntnisorientierter Kolumnistik,
sprechen wir über das Scheitern. Es ist ungern gesehener Gast in dieser Kolumne, deren Ehrgeiz sich aus der Phantasie speist, Unbeantwortetes zu beantworten, ja Unbeantwortbares zu beantworten. Das ist nicht immer leicht, stets aber vergnüglich. Literatur wird gewälzt, das Internet besurft, Expertinnen befragt. Gleichwohl stellt sich ab und an die Wiederkehr der Erkenntnis ein, dass sich spezifische Rätsel der Lösung entschlagen. Diese Cold Cases werden von der Autorin in ein gut gepflegtes Archiv gespeist, von wo sie in der Regel durch Kontingenz und Serendipität, also Zufall und unerwartetes Glück erlöst werden.
Das Entkommen aus dem Dunkel kann Wochen dauern, Monate, Jahre.
Sprechen wir über das Scheitern und stellen wir eine Frage vor, die Frau Andrea nicht beantworten kann: Warum heißt die Figur Figur? Wir wissen es nicht. Was aber wissen wir? Als „Figur“ bezeichnen die Menschen im Süden Wiens einen legendären Ziegelteich, der seit vielen Jahrzehnten als Bademöglichkeit benutzt wird. Die Figur liegt im Gemeindegebiet von Wr. Neudorf, westlich des Industriegebietes, zwischen Badner Bahn und den Gleisen der Südbahn. Von Wien auf der Triesterstraße, der an B17 aus kommend biegt man in Höhe der Badner-Bahn-Haltestelle Griesfeld nach rechts in die Brown-Boveri-Straße ein, fährt diese nach Süden weiter, bis man sich nach einer Rechtskurve in eine Abbiegespur nach links einordnen kann, um in die kurze Wilo-Straße zu kommen. Am Ende dieser Straße befindet sich ein Umkehrplatz, an dem sommers schon viele Autos von Teichbesuchern parken. Von dort aus geht es zu Fuß geradeaus in Richtung Bäume, durch eine kleine Senke. Linker Hand sieht man schon die ersten FKK-Liegeplätze. Der klare Teich hat aufgrund seiner Tiefe auch im Sommer stets gute Wasserqualität.
Woher der Ort, auf Plänen als Brown-Boveri-Teich ausgewiesen, seinen Namen hat, konnte bisher nicht eruiert werden. Ich frage also in unerschütterter Neugier: Wer weiß, warum die Figur Figur heißt? Antworten Sie Frau Andrea!
Lieben Dank, Andrea Maria Dusl, per Falter-Kolumne
comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina
Es gibt in Wien-Inzersdorf ebenfalls einen Ziegelteich, der als „Figur“ bezeichnet wird, wobei inzwischen der Name „Schlosssee“ gebräuchlicher ist.
In einer Heimatkunde-Zeitschrift aus dem Jahr 1958 gibt es eine Erklärung für dessen Namen:
Der Name „Figur“ stammt davon, dass man den Arbeitern, die den Lehm im Akkord-Lohn ausgruben, den Fleck, der zum Aushub gelangen sollte, genau nach Metern vorzeichnete, so dass man nach der Tiefe der Grube leicht die Anzahl der ausgehobenen Kubikmeter Lehm berechnen konnte.