„Wir haben eine Zeit hinter uns“ hauchte die Interviewte ins Aufzeichnungsgerät, „in der man zu vielen Kindern und Leuten den Rat gab: ‚Ich habe ein Problem, und es ist Aufgabe der Regierung, das zu lösen. Ich besorge mir eine Unterstützung, um mein Problem zu lösen. Ich bin obdachlos, die Regierung muss mir eine Wohnung geben!‘“ Die Leute würden ihre Probeme in die Gesellschaft tragen. Aber wer, so die Interviewte weiter, sei diese Gesellschaft? „Es gibt sie nicht. Es gibt individuelle Männer und Frauen, und es gibt Familien, und keine Regierung kann irgendwas bewirken, es sei denn durch diese Leute.“ Wie Männer, Frauen, Familien und Regierung mit sich und den Problemleuten verfahren sollten, wird sodann präzisiert: „Die Leute müssen erstmal auf sich selber aufpassen. Wir alle sind verpflichtet, auf uns selbst aufzupassen und dann erst auf unsere Nachbarn. Das Leben ist ein Geschäft auf Gegenseitigkeit.“
Die Frische und Vertrautheit dieser Sätze täuscht über deren Alter. Vierzig Jahre sind vergangen, seit Margaret Thatcher, britische Premierministerin, diese Ideen auf Band sprach. Am 23. September 1987, für ein Interview mit dem britischen Frauenmagazin „Woman’s Own“. Anlässlich des Gewinns ihrer dritten (und letzten) Amtszeit. In No.10 Downing Street, dem Büro aller Büros.
Es kommt also, im fliegenden Eilschritt die Ära der Eisernen Lady auf uns, vermittelt über Glücksritter des elitären Individualismus. Ganz gegen ihre Intention, im Alleinemachen das Paradies auf Erden verwirklichen, haben sie sich in den Interessensgemeinschaft „Neu“ und „National“ zusammengeschlossen, um möglichst viele Leistungsferne (man lese: Faulpelze und Fremde) von den Segnungen der Allmende auszuschließen. „Soziale Wärme“ heißt das Diktum der Stunde und dahinter verbirgt sich weder Wärme noch Soziales, sondern die Kälte kommender Seelenvergletscherung. Eiserne Zeiten also. Geht doch ein alter Witz so: „Was wirst Du machen, wenn die Welt untergeht?“ „Ich gehe nach Österreich, da kommt alles Jahrzehnte später!“
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 4.11.2017.