Worum es in diesem Wahlkampf geht

Was haben wir in diesem Wahlkampf nicht alles schon erlebt. Neue Farben wurden dem politischen Malkasten hinzugefügt, alte Namen auf neue Listen geschrieben. Auf gelungene folgten weniger gelungene Putsche, Studien wurden umgedichtet, Programme zusammengekleistert und Jugendliche zu Elder Statesmen hochgebürstet. Zahlen wurden erfunden, belastet und pulversiert. Oft auch in umgekehrter Reihenfolge. Berater kamen in Verruf, Slogans ermüdeten und erregten, und auch eine Pizza wurde ausgeliefert. Programmprospekten wurde mit Quereinsteiger-Voodoo geantwortet, Bierzelt-Auftritten mit Stammtisch-Videos. Zweierkonfrontationen fanden statt und auch wieder nicht, weil der eine Zweier keine Zeit hatte, der andere aber zuviel. Moderatoren wurden skandalisiert, Skandale moderiert. Und auch eine Novität etablierte sich in Schnitzelland: Das Thema Urlaub avancierte zur Sommerlochplombe. Die Frage nämlich, mit wem allfällig zuküftig Kanzlerable sommerfrischen dürfen.

Auch niedere Gefilde der Aufmerksamkeit wurden betreten. Müssen Kultursprecher Ahnung von Kultur haben? Ist Rechnen eine Wissenschaft? War Silberstein je Gold? Europäische Politik erschöpfte sich in der Frage, wo die Mittelmeerroute endet. In Lampedusa, am Brenner oder in der Willkommensklatscher-Metropole Wien. Unbeantwortet blieb bisher, wem Aspirant Kurz gehört, wer genau zu Transpirant Kern, und wer noch auf Bumsti Strache hört. Dem allgemeinen Fanal, die Politik kümmere sich zu wenig um die Sorgen der Menschen, antworte die Politik mit einer Verlautbarungsoffensive dieses Befunds. Ja versteht denn das Volk nicht, dass auch Politiker Sorgen haben? Josef Cap etwa, auf unwählbaren Listenplatz verräumt, oder die entpilzten Grünen, deren Wahlkampf sich nur mehr darauf konzentriert, die Schreckensvison eines grünlosen Parlaments zu entwerfen. Das kann die Weißen nicht erschrecken, sie rechnen mit zehn Prozent. Zehn Prozent wovon, fragen Beobachter. Der Wahlkampf trete nun in seine heiße Phase, sagen die Analysten. Mehr von Allem also.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 23.9.2017.

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