Strache

Heinz-Christian Strache, genannt H.C. war schon vieles in seinem Leben, wenn auch nicht alles. Der blauäugige Bierzeltrhetor durchlief eine leumundarme Karriere, die an Kreuzungen stets den rechten Weg nahm. Strache war katholischer Internatszögling, Handelsschulabbrecher und Zahntechniker, Bundesheerkorporal und Kurzzeitgeschichtestudent. Er war Schwiegersohn von Norbert Burger, Bezirksrat und Bundesparteiobmann, schließlich Dreibierbesteller und Karikatur-Hermeneutiker, Serbenfreund, Abendlandretter und Säbelduellant. Er rief sich zum Bundeskanzler der Herzen aus, saß auf den Lorbeeren eines Facebook-Imperators, verfehlte aber, den Sieg schon auf den Lippen, den Bürgermeistersessel der Bundeshauptstadt nicht knapp. Es kam erst Intimus Hofer in gefährliche Nähe und dann der Basti.

Nun ist es still geworden um Heinz-Christian Strache. Man muss das nicht beklagen, aber man darf es fragend beobachten. Was ist passiert? Macht der Mann eine Auszeit vom Hochamt der politischen Polterei? Sehen wir die Auswirkungen einer Baldriankur? Ist Heinz-Christian Strache altersmilde geworden? Oder sammelt er nur Kraft und Hass für die Mutter aller Wahlschlachten? In den Umfragen ist der stabile Erstplazierte abgesackt und grundelt auf ungewohnt niedrigem Niveau. Die Sprüche auf den Plakaten zünden nicht mehr, das Kleinparteischicksal winkt.

Manche sagen, es liege an der Brille. Die verschleiere die Sicht, hemme das Stechen des sozialen Heimatparteiblicks. Tatsächlich passiert Ungeheures. Strache wird rechts überholt. Sebastian Kurz und das türkise Geilomobil hat Straches Spur eingenommen. Im Wettern gegen Rechts hat der blaue Che keine Erfahrung. Vielleicht, so sagen andere, ist das Schweigen Straches auch nur einer höhereren Einsicht geschuldet. Ohne FPÖ, so die Zahlenspiele, ließe sich nicht regieren. Kurz und Kern haben die Beteiligung der FPÖ an der Regierung nicht ausgeschlossen. Über den Preis wird zu verhandeln sein. Genussvolles Warten auf das Vizekanzleramt ist die blaue Losung.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 26.8.2017.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert