Der Infant ist also auf den Schild gehoben worden. Das kann man auch aus kritischer Distanz mit dankbarer Skepsis betrachten. Der Kater ist aus dem Sack. Die lähmende Angstdepression der Bündepartei ist der trunkenen Verzauberung der Liste gewichen. Sebastian Kurz hat das lärmende Vakuum, das Imperator Augustus Erwin Pröll hinterlassen hat, mit elastischem Aufbruchsfuror gefüllt. Die Granden der Volkspartei sind jetzt Ministranten einer Dauerheiligsprechung. Sebastian Kurz ist ein Auferstandener, der nie gekreuzigt wurde. Das kann eine katholische Gensinnungsgemeinschaft schon nachhaltig verwirren. Für profanerer Gemüter ist Kurz eine Art Osterhase. Er hat bunte Eier für alle im Gepäck. So sie an ihn glauben. Tatsächlich geht es (da hat die Volkspartei Spiritualerfahrung) um den Glauben. Dieser versetzt bekanntlich Berge. Im Falle der Sekte Kurz aber versetzt er Berge auch in Verzückung. Das ist neu. Verzückt und versetzt sind der Bauernberg, der Arbeiter-und-Angestelltenberg, der Kammerberg. Jugend und Frauen sowieso. Entrückt sind auch die dauerkletternden Leistungsträger auf den steilen Routen des Kapitalgebirges. Kurzum, es ist eine Freude, wie sie lange noch nicht war. Erinnern wir uns an die Vorgänger im Heldenamt. Dr. Erhard Busek, der bunte Vogel, war so ein Siegfried (wenn auch nicht so hübsch wie Kurz), Dr. Wolfgang Schüssel war ein Achill, als er die Partei in die Stratosphäre entführte (wenn auch nicht so jung wie Kurz). Im Rahmen der bastimanischen Verklärung darf also daran erinnert werden, dass die Volkspartei, sei sie nun alt, neu oder listig, mobilisierbar ist für bipolare Episoden. Das liegt in ihren Genen, wie die Experten sagen, die Partei hat das Himmelhochjauchzende ebenso im Blut wie das Zutodebetrübte. Gerne wird vergessen, dass der Held auch der glänzende, den Heldentod sucht, und erst im Mythos unsterblich wird. Jeder Held hat eine verwundbare Stelle. Was die ÖVP nicht bedenkt: Sebastian Kurz ist nicht der Held der altneuen Bewegung. Sebastian Kurz ist seine verwundbare Stelle.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 20.5.2017.