Big Mac nannten französische Blätter schon Sekunden nach dem Schließen der Wahllokale ihren frischgewählten Präsidenten. Die deutschsprachigen Glossenschmiede bastelten etwas weniger beholfen an der Ähnlichkeit des Wahlsiegernamens mit dem Baisergebäck Macaron. Wie wir jetzt alle wissen: Ein kleines Doppelkeks mit Zwischenfüllung. Man wird nicht lange warten müssen, um präsidentielle Namensspiele auch auf Grundlage italienischer Maccheroni aufgetischt zu bekommen. Schlagzeilen sind Waffen auf dem Schlachtfeld der Aufmerksamkeit. Der Frexit und alle Witze mit Federn und Schreibgeräten (Le Pen) wurden in den redaktionellen Papierkörben entsorgt.
Der deutliche Sieg Macrons sorgt für Konjunkturmaxima in den Geschäftsfeldern der politischen Kommentatoristik. Er ist mit einer Deutlichkeit eingetreten, die man vorher (aus dramaturgischen Gründen) nicht erwartet hatte. Das Gespenst Le Pen darf wieder in die Mottenkiste zurück. Nicht ohne Applikation eines Warnschildes: In 5 Jahren kommt sie wieder. Gestärkt und verjüngt. In der Zwischenzeit wird sie Macron, dem Newcomer und Bankenliebling das Leben schwer machen. Frankreich ist nämlich gespalten. Der Außenminister sah das anders (nämlich sich als Austro-Macron) und gab auf Twitter und im ZiB2-Grillstudio Zeugnis seiner Links-Rechts-Legasthenie. Sein möglicher Koalitionspartner Strache indes hatte in Kreide gebadet und fand deutliche Worte des Abstands zu Madame Le Pen, eben noch vielbesungene Freundin im Geiste. Auch der Kanzler fand sich in Macron wieder, vergessend, dass der sich ja von der gemeinsamen Mutterbewegung (der Sozialdemokratie) abgewendet hatte.
Fabulierbedarf hatten schließlich die hauptberuflichen Kommentatoren des Landes, verstärkt von Kräften der Korrespondenz. Macrons mangelnde Talente im Fach der Bösewichterei wurden zu Mühlsteinen umgedeutet, seine Parteilosigkeit (gerade noch der Grund für seinen Wahlsieg) werde in der Unregierbarkeit münden. Das einzige, auf das sich (bisher) alle einigen konnten: Europa ist nicht gestorben, Macron sei dank.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 13.5.2017.