Kleiner Teaser aus meinem nächsten Buch. Enjoy:
„(…) Der Geschaftlhuber ist keine Erfindung Wiens, denn die Stadt zwischen Leopoldsberg und Lobau kreißt nur wenige Gschaftlhuber aus eigenem Steiß, aber im Möglichmachen sind der Ort und sein Personal groß: Im Roden gschaftlhuberischer Wirkungsflächen, in der Bestellung talentloser Talente und kopfloser Köpfe. Im Applanieren ihrer Hinterlassenschaften, und schließlich im Verklären der Unklarheiten, die gschaftlhuberisches Tunhinterlässt. Die Stadt ist ein titanisches Museum der Gschaftlhuberei, ein großes Silicon Valley der Unbrauchbarkeit, ein Ideenlager böser Dummheiten und dummer Bosheiten. Wie ein Magnet zieht Wien krumme Nägel aus der Provinz. Seit Marc Aurels Zeiten.
Wir dürfen die Ausdrucksmöglichkeiten und Befindlichkeiten zusammenfassen:
Im Wirken des Gschaftlhubers verbindet sich falsche Erotik mit vermeintlicher Strahlkraft. In Verkennung von Ursache und Wirkung vermeint der Gschaftlhuber, für alle Menschen (man lese: Wiener) zu arbeiten, die Lust an seinem Tun haben. Unbestellt aber unabstellbar. Der Gschafthuber kümmert sich um alles, auch um Dinge die ihn nichts angehen, besonders jedoch um solche, von denen er nichts versteht.
Die Gschaftlhuberei erstreckt sich sternförmig auf alle Möglichkeiten gesellschaftlichen Wirkens. Kein Genre wird ausgespart, keine Kunstrichtung, keine Profession nicht mit überschiessendem Dilettantismus bespielt.
Gemeinhin arbeitet der Gschaftlhuber als Soloartist mit eigenem Vortrag. Handwerklich ist er dem Hochstapler und dem Heiratsschwindler verwandt, intentional rührt er an den Macher, spirituell an den Schwindler. Elemente der Verführung paaren sich mit komödiantischer Selbstinszenierung. Der Gschaftlhuber liebt nicht, er will geliebt werden. Beides, Furcht und Wunsch hält er geheim. In diesem Dilemma gart Hoffnung auf ein besseres Leben. Dem steht nur einer entgegen: Der Gschaftlhuber selbst.“