Kronjuwelen

„In Wien musst’ erst sterben, damit sie dich hochleben lassen. Aber dann lebst’ lang“. Helmut Qualtingers Befund war eines der Lieblingszitate des mittlerweile 60jährigen Hans Hölzel, der Weltpopgeschichte als Falco bekannt. Während seines Lebens hat Hölzel kaum etwas unterlassen, um den Wahrheitsbeweis des Zitats anzutreten. In der Dominikanischen Republik gelang schliesslich der Eintritt in die Unsterblichkeit, Falcos Zukunft kollidierte mit einem lokalen Autobus.

Dabei hätte alles noch viel ärger kommen können. Dem biographischen Vernehmen nach kam der Falke nämlich als einziger Überlebender von Drillingen zur Welt. Was aus den anderen beiden Falcos hätte werden können, was die drei jungen Römer zu dritt aufgeführt hätten, und wieviele Falcos noch am Leben wären, wären sie nicht schon tot, lässt sich kaum ermessen.

Auch Maria Theresia konnte erst zu Landesruhm und genealogischer Sonderstellung aufsteigen, nachdem ihr älterer Bruder Leopold Johann, der allerletzte Habsburger, noch im Jahr seiner Geburt gestorben war. Niki Lauda, den König der Unterhaltungsrundfahrt, hatte der Quiqui am Nürburgring schon am Radar, über lange Sicht gelang es dem Sterberus allerdings nur, ein halbes Lauda-Ohr und längerfristig beide Nieren abzuberufen. Auch Sonnenmonarch Bruno Kreisky fasste Immortalität durch Nierenversagen aus. Dass Lebensgefahr zum Heldentum führt, hat sich tief in das Mentalitätsgewebe der Österreicher eingestickt. Die Niere und das Automobil sind im Rahmen unserer Betrachtungen Generatoren von Unsterblichkeit. Ihr Versagen ruft Walhallas Pförtner auf den Plan. Konsequenterweise hat dem König von Kärnten, dem immerfidelen Jörg Haider, erst der letale Abflug im Dienst-Volkswagen den Zugang in die ewige Ruhmeshalle verschafft.

„Dankbarkeit“, sagte Bruno Kreisky, sei „keine politische Kategorie“. Dem widerspricht der Sport. Neuerdings auch jenseits der Lebensgefahr. Dies bewies Sankt Marcel Hirscher in Moritz, nach einer Magen-Darmgrippe auferstanden, durch die Akquise von Halbgold, Gold und Gold.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 25.2.2017.

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