Die Grünen sind in der Mitte angekommen. Das ist insoferne bemerkenswert, als die Grünen auch dort gestartet sind. Nach gängiger Mythologisierung durch die politischen Gegner stehen die Grünen allerdings weit links (so die Lehrmeinung von Blauen und Konservativen), weit rechts (so die Marxisten), beziehungsweise immer im Weg (so die Gewerkschaften, Kammern und Bünde). Für die Positionsbestimmung spielt es indes keine Rolle, ob die grüne Mitte des Landes ein Kontinuum ist oder bloß die Resultierende aus vielen Säumen.
Der bunte Haufen, der sich in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern anschickte, die Welt zu verändern, in dem er die Bedürfnisse von Krötenlurch und Ackerunkraut über die von Konzernen und Arbeiterführern stellte, hat längst den Staat durchwirkt. Grüne gibt es mittlerweile nicht nur bei den Grünen, sondern in jeder Partei. (Ja auch bei den Hoferanern und Strachisten gibt es Blumenfreunde und Rasenmäher!) Grüne sind in Landtagen und Parlamenten vertreten, sie regieren mit in Bezirken, Ländern und Kommunen, sprechen Recht, haben Sitz und Stimme im medialen Diskurs.
In Konsequenz dieser Verhältnisse ist also ein Grüner der veritable Bundespräsidentschaftskandidat bürgerlicher, sozialdemokratischer, liberaler und zivilgesellschaftlich bewegter Großkreise.
Alleine die Freiheitlichen verweigern sich der Mitte. Die gegengrüne Bierzeltkameradschaft setzt auf den Wutbürger und seinen Kegel, fischt im Habsburgisch-Klerikalen, im Deutschnational-Völkischen, unter Aluhutträgern und Chemtrailvergifteten. (Letztere sind stets in Gefahr, in den grünen Narrensaum zurückzukehren).
Grün ist das neue Rot, das neue Schwarz und in der Frage aktueller präsidialer Präferenzen auch das neue Pink. Grün sind die Wiesen und Wälder des Landes, der Landestrunk Veltliner, grün leuchten die Seen und Teiche und sogar die Stauseen der Republik sind in der Farbe der Mitte tingiert. Grün, wohin man sieht.
Kein großes Wunder, dass Alexander van der Zigaretten die Farbe Grau als persönliche Leittinktur versteht.
Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 19.11.2016.