Aufwärmen

Der Kaunertaler und der Pinkafelder. Alexander van der Bellen und Nobert Gerwald Hofer. Grantelnd-melancholischer Volkswirtschaftsprofax der eine, aufbrausend-süßelnder Hilfsgasturbineningenieur der andere. Beide Langzeitparlamentarier verbindet nicht nur die Mehrfachmühle einer geschlagenen, aufgehobenen und verschobenen Stichwahl, sondern auch eine auffallend persönlich inszenierte Verbindung zum österreichischen Nationalmyzel Heimat. Die Erdung in Acker und Weide mag zunächst nicht verwundern, verstehen sich doch beider Herkunftsparteien als Hüter des Ruralen. Grüne gelten als Freunde der Natur, Blaue fußen tief in Blut und Boden.

Bei genauerer Betrachtung der Familiengeschichten der beiden Hofburgkandidaten verschwimmt indes das Bild tiefverwurzelten Regionalheroentums. Kommen doch beide, Alexander van der Bellen wie Nobert Gerwald Hofer aus Migrantenfamilien. Die Vorfahren des einen stammten aus Holland, waren in das zaristische Russland emigriert und im Wechselspiel der politischen Verhältnisse erst nach Estland, später ins Deutsche Reich und schliesslich über Wien nach Tirol geflüchtet. Die Vorfahren des anderen querten gar zweimal den großen Teich. Der Hofer-Großvater wurde als Kind burgenländischer Auswanderer in Chicago geboren und kam erst zum Heiraten zurück ins Heanzenland. Ganz sicher war die Remigration nicht. Norbert Hofer wäre vor fünfzehn Jahren beinahe nach Arizona ausgewandert.

Wahlen werden gemeinhin in den Städten geschlagen. Diese nicht. Bei dieser Wahl wird die Stimmenernte in der Provinz eingefahren. Die Sprosse komplexer urbaner Migrationen beackern also das Land, um die Präsidialfestung des Staates einzunehmen. Dabei gibt es kaum einen landferneren Ort als die Wiener Hofburg. Die nächsten Felder sind die Rasenflächen am Heldenplatz, der nächste Wald der Rathauspark.

Auf ihrem Weg ins höchste Staatsamt turnen Van der Bellen und Hofer durch die großen Manegen des Landes, die Bierzelte und Volkshallen der Provinz. Sie wärmen auf für die heisseste Wahl in der Geschichte der zweiten Republik. Es sei denn, es kommt wieder etwas Abkühlendes dazwischen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 22.10.2016.

Ein Gedanke zu „Aufwärmen“

  1. Nicht Wallfahrt, sondern Wanderung nach Maria Taferl …… http://noe.orf.at/news/stories/2804676/

    Nun werden die Gefühle der frommen Leute bedient und am Allerheiligentag werden die Trachtler bei flotter Marschmusik zum Kriegerdenkmal pilgern. Der Kameradschaftsbund wird’s krachen lassen beim „Ich hat einen Kameraden….“. Nachher, im Kaffeehaus, werden die alten Omas wieder vom BDM träumen und die Opas beim Wirtn gegen die Vorherrschaft der immer schon da gewesenen betonen. Die Enkel erzählen die Witze die sie von den alten hören ….. von der Seife, die man oben reinwirft ….. hahaha.
    Alle die nicht von da sind, sind fremd, der Wiener Gewerkschaftsfunktionär genau so wie der Bauernbündler aus Tirol. Ausschlaggebend ist nur, welche Geschenke der Gast bringt, ein zweites Einkaufszentrum, ein Mega-Hackschnitzekwerk, einen Freizeitpark oder neue Uniformen für die volksverbundene Blasmusik …..
    Die großkoalitionären Schmalspurregionalisten sind sich ihrer Macht bewusst und holen, bauernschlau wie sie sind, nur die Rosinen aus dem Bio-Apfelstrudel.
    Grün ist der Lodenmantel, die Hose vom Lagerhaus und der Vetliner ….. sonst ist Grün nicht wirklich gefragt, na wo kommen wir dahin ….. da kann auch der liebe Gott nicht helfen.
    Blau ist die schöne blaue Donau und ein andauernder, spannungslösender Zustand.
    Mir san mir …. und wia ma san so sama ……

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