Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 30.4.2016.
Das gängige politische Metaphernmodell ist das des Marktes. Hier bezeichnen wir ein Produkt, das noch im Angebot, aber nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik ist, als Auslaufmodell. Das Auslaufmodell ist günstiger zu erhalten, es fehlen ihm einige Annehmlichkeiten des Folgemodells. Das Auslaufmodell hat also nur einen Vorteil, den der Günstigkeit. Das Auslaufmodell, wir klettern weiter durch unsere Metapher, wird erst und nur durch den Vorschein des Folgemodells zum Auslaufmodell. Alle wissen, dass es eines gibt, aber wenige kennen seine Details und Spezifikationen. Man spekuliert, wartet ab, munkelt, ergeht sich in Erwartungen.
Die Kandidaten zur Österreichischen Bundepräsidentenwahl waren, bei allem Respkt für die Meriten einzelner, allesamt Auslaufmodelle ihrer jeweiligen gesellschaftpolitischen Genres. Hie der greise Playboy mit sklerotischer Unternehmer-Vita, da der müde Parteisoldat mit Generaldepression und der spätagile Reisende durch bürgerliche Postkartenidyllen. Der ehemaligen Höchstrichterin war bei aller diesseitigen Drahtigkeit die Verhaftung im Gestrigen nicht nur anzusehen. Der Kandidat der Mitte schließlich, er schaffte es mit unerwarteter Mühe in die Stichwahl, blickt auf eine Karriere als oppositioneller Grantscherm zurück. Das wurde sowohl erinnert wie auch vergessen, insgesamt aber (noch) nicht zur Staatsbefindlichkeit erhoben. Ist also der Überraschungsblaue mit dem Gehstöckchen das Folgemodell? Keineswegs. Ideologisch giert der handzahme Recke nach Macht und verspricht sich und seiner Klientel (Enttäuschte, Verärgerte, Wütende, in der Regel aber Männer) eine Zukunft im Vergangenen. In der Wiedereinführung des Nationalen und der Etablierung des Autoritären.
Wo versteckt sich also das Zukünftige, das politische Folgemodell? Nirgends. Denn die Metaphern sind falsch gewählt. Wer Demokratie mit Markt verwechselt, hat nicht begriffen, dass politische Werte keine Preisschilder haben, Ideen nicht in Excel-Dateien verwaltet werden können und die Ökonomie nicht alle Dürste stillt.